Wien - Um nachhaltig Gewicht zu reduzieren, ist es wichtig Verhaltensänderungen konsequent einzuhalten. Sozialmediziner haben am Zentrum für Public Health der MedUni Wien ein Messinstrument entwickelt, um den Erfolg beim Abnehmen zu prognostizieren.
Mit dem Compass-Fragebogen lässt sich die Compliance der Patienten, also der Wille und die Motivation, am jeweiligen Programm teilzunehmen und die empfohlenen Verhaltensänderungen auch nachhaltig umzusetzen und einzuhalten, messen. "Mit Hilfe des Kompasses erhält man genau jene Informationen, die notwendig sind, um die Patienten optimal bei der Aktivierung persönlicher Ressourcen für den Therapieerfolg unterstützen zu können", erklärt Rudolf Schoberberger vom Institut für Sozialmedizin am Zentrum für Public Health der MedUni Wien.
Konkret handelt es sich dabei um eine zwölf Fragen umfassende Check-Liste, die es dem betreuenden Arzt unter anderem ermöglicht, festzustellen, ob die Empfehlungen für Verhaltensänderungen eingehalten werden, ob seitens der Patienten Zweifel bestehen, ob Anregungen eventuell nicht verstanden werden beziehungsweise Unsicherheiten bestehen.
Persönliche Bedürfnisse
Der Compass-Fragebogen hat sich bei 253 Teilnehmern des Gewichtsreduktionsprogramms "Schlank ohne Diät" als gutes Mittel für die Vorhersage des Erfolges beim Abnehmen erwiesen. Zusätzlich liefert er Hinweise, was das Normverhalten, die Organisation, soziale Unterstützung und das Wissen der Betroffenen betrifft. Therapeuten können frühzeitig abschätzen, welche Teilnehmer welche zusätzlichen Hilfestellungen benötigen, um erfolgreich zu sein.
Das Ergebnis im Detail: Betroffene, die bei den Antworten über dem Compliance-Mittelwert lagen, nahmen binnen eines Jahres fast sechs Kilogramm ab und konnten das Gewicht auch nachhaltig halten. Jene, die beim Fragebogen schlecht abschnitten, erzielten kaum Abnehmerfolge oder schieden früh aus dem Programm aus.
Die Sozialmediziner wollen mit der Studie die Möglichkeiten der "Compliance-Diagnostik" demonstrieren. "Es geht auch um die Motivation der jeweiligen Betreuer, noch genauer auf die persönlichen Bedürfnisse der Patienten einzugehen," sagt Schoberberger. (red, derStandard.at, 4.11.2013)