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Spielt der Grafikunterschied zwischen zwei Konsolen bei ihrer Kaufentscheidung eine Rolle?

Foto: AP Photo/Jae C. Hong

Seit Monaten wird über die Unterschiede zwischen Sonys PlayStation 4 (PS4) und Microsofts Xbox One (XBO) diskutiert. Vor allem die Frage, welche Plattform schlussendlich leistungsfähiger sein wird und wie stark der Unterschied ausfallen wird, sorgte für ausufernde Debatten. Die Analyse zwei der größten heurigen Multiplattform-Games der Ende November erscheinenden Konsolen sorgte nun für etwas mehr Klarheit: Die dem Papier nach potentere Hardware der PS4 macht sich offenbar auch in der Praxis bemerkbar. Bei gleicher Bildrate wird "Battlefield 4" auf der PS4 mit einer 50 Prozent höheren Auflösung als auf der XBO wiedergegeben, "Call of Duty: Ghosts" wird auf der PS4 in 1080p, auf der XBO in 720p ausgespielt. Ein Unterschied, der anhand schärferer Bilder deutlich sichtbar ist und Microsoft vor eine unbequeme Frage stellt. Weshalb sollen Kunden auf der XBO spielen, wenn sie - abseits der jeweils exklusiven Inhalte - die gleichen Games mit schönerer Grafik auf einer PS4 spielen können? Noch dazu, wenn Microsofts Konsole 100 Euro teurer ist als Sonys Angebot.

Die Preisfrage

Wie Eurogamer kommentiert, könnte sich dieser technologische Vergleich vor allem unter den Early-Adoptern, also der Kernspielerschaft, bemerkbar machen. "Zum Start einer neuen Generation sind die Konsolen am teuersten und Spieler wollen den besten Deal. Und, wenn sie in ein 1080p-Display investiert haben (Full HD-Fernseher), weshalb sollten sie nicht das meiste davon herausholen wollen? Das andere Extrem ist, dass 720p von Core-Gamern, die nach dem Generationssprung Ausschau halten, so eng mit dem aktuellen Konsolenstandard assoziiert wird, dass diese Assoziation mit der Xbox One bei großen Blockbustern der neuen Konsole keinen Dienst leistet", schreibt Autor Richard Leadbetter, der die Hardware der beiden Plattformen seit den Erstpräsentationen bereits mehrfach analysierte.

In einem Interview mit dem GameStandard argumentierte Phil Spencer, Leiter der Microsoft Studios, einerseits, dass der Preisunterschied durch den beigelegten Kinect-Sensor aufgewogen würde und man andererseits sicherstellen wolle, dass zumindest die exklusiven Xbox One-Games so gut wie möglich aussehen werden. "In naher Zukunft werden die Leute die Spiele selbst erleben können und ich bezweifle, dass sie die Games sehen werden und sich denken, dass das System zu schwach ist. Wir hatten noch nie ein besseres Launch-Line-up. Ich bin nicht beunruhigt", so Spencer.  

Herausforderung für Entwickler

Die Leistungsunterschiede könnten aber auch auf der Seite der Spielhersteller Folgen haben. Acht Jahre lang galt die Xbox 360 aufgrund ihrer entwicklerfreundlicheren Architektur als Leitplattform für Spieldesigner. Das sorgte dafür, dass Werke von Multiplattform-Herstellern vor allem in den ersten Jahren hier stabiler liefen, als auf der PlayStation 3. Mit der neuen Generation hat sich dieses Verhältnis vermeintlich um 180 Grad geändert. Die PS4 gilt mit einem potenteren Grafikprozessor und ihrer Speicherarchitektur basierend auf einem für Prozessor und Grafikchip gemeinsamen 8 GB großen und flotten GDDR5 RAM als sehr flexibel.

Die Architektur der XBO mutet hingegen etwas exotischer an. Beispielsweise wird ein Teil der Grafikleistung (rund 10 Prozent) für Kinect-Funktionen reserviert. Wichtiger noch: Der 8 GB große, aber um vieles langsamere DDR3-Speicher wird um einen 32 MB kleinen ESRAM erweitert, der die Bandbreitendefizite des DDR3-Speichers wettmachen soll. Das Problem ist nun, dass Studios, die auch für PC und PS4 entwickeln, dadurch ihre Prozesse extra für die Eigenheiten der XBO-Architektur anpassen müssen. Wie "Battlefield 4" und "Call of Duty: Ghosts" vermuten lassen, könnte laut Leadbetter dabei die einfachste Lösung sein, die XBO-Version ihrer Spiele bei der Auflösung oder der optischen Finesse herunterzuskalieren, um bei unterschiedlichen Architekturen eine konsistente Leistung/Bildrate und einen einheitlichen Standard wie 30 oder 60 Bilder pro Sekunde garantieren zu können. Diese Eigenheiten könnten vor allem in den ersten Jahren die Entwickler vor eine Herausforderung stellen.

Update: Besserung in Sicht

Dies bestätigt auch "Call of Duty: Ghosts"-Produzent Mark Rubin im Interview mit Eurogamer. Ihm zufolge sei es nicht nur eine Frage der Hardware-Ressourcen, sondern auch wie diese zugeteilt werden können. Man habe beide Versionen getrennt von einander entwickelt, um "das meiste" aus den Plattformen herauszuholen, wobei man ständig mit sich ändernden Betriebssystemen und Speicherallokationen zu kämpfen hatte. Mit der Zeit werde man sowohl die PS4 als auch die Xbox One besser in den Griff bekommen, weshalb das nächste "Call of Duty" womöglich auch auf der Xbox One in 1080p glänzen könnte. (zw, derStandard.at, 4.11.2013)