Der Pebble-Erfinder hat Glass ausprobiert, ist davon aber nicht überzeugt.

Foto: derStandard.at/Pichler

"Micro-Interactions" sind die stärke der Pebble: kleine Tätigkeiten, die aufs Handgelenk ausgelagert werden können, damit das Handy in der Tasche bleibt.

 

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Im April 2012 startete das Smartwatch-Projekt "Pebble" eine Crowdfunding-Kampagne bei Kickstarter. 100.000 Dollar wollte man einnehmen, um die Armbanduhr mit E-Paper-Display und Smartphone-Anbindung in Produktion stecken zu können. Letztlich wurde man mit einem Gesamterlös von über zehn Millionen Dollar zu einer der bis dato erfolgreichsten Kampagnen. Der WebStandard hat mit Pebble-Erfinder Eric Migicovsky am Pioneers-Festival in Wien gesprochen.

Erfunden im Studentenwohnheim

Die Idee für die Uhr, sagt Migicovsky, ist ihm vor fünf Jahren gekommen. "Ich stand in meinem Studentenzimmer und wollte wissen, was auf meinem Handy passiert, ohne mein Handy aus der Tasche zu ziehen", so die unspektakuläre Erklärung. Das Resultat sind mittlerweile über 100.000 verkaufte Uhren weltweit.

Aus dem Kickstarter hat man vor allem eine Menge Ideen gezogen. "Man muss auf die Leute hören und sich tagtäglich damit auseinandersetzen, wie sie eine Smartwatch einsetzen wollen", erläutert der Startup-Gründer. Das Feedback ist in die Entwicklung eingeflossen: Man stellte sicher, dass der Akku fünf bis sieben Tage durchhält, die Uhr wasserfest ist und das Armband getauscht werden kann. Dazu nahm man Optimierungen am Interface der Pebble vor.

"Das Telefon ist gut in dem, was es tut"

Dass eine Smartwatch ein Smartphone ersetzen kann, denkt Migicovsky nicht. "Ein Telefon ist gut in dem was es tut. Man hat ein großes Display, ein großes Keyboard, 3G-Verbindung, WiFi. Lasst es seinen Job machen und die Uhr es unterstützen", urteilt er. Er selbst verwendet beispielsweise ein "Watchface", also Zeitanzeige, die verrät, wie spät es gerade vor Ort und in seiner Heimat ist.

Freilich kann das auch praktisch jedes Telefon, komfortabler ist ein solches Feature aber auf einer Uhr. "Micro-Interactions" nennt sich das Konzept, kleine Tätigkeiten wie das Ablesen neu eingegangener Nachrichten, auf das Handgelenk auszulagern.

"Waren die ersten mit dem richtigen Rezept"

Dass sich Smartwatches so gut verkaufen werden wie Smartphones denkt Migicovsky nicht. Er rechnet eher damit, dass sie sich zu einer "Massennische" entwickeln. Derzeit führen viele Menschen noch tragbare Geräte mit Einzelfunktionen mit sich herum – etwa Fitness-Tracker oder GPS-Uhren. An ihre Stelle werden künftig Produkte treten, die all ihre Features vereinen. Trotzdem wird sie jeder weiterhin so verwenden, wie er sie am besten brauchen kann.

Pebble war nicht die erste Smartwatch am Markt, betont Migicovsky. Microsoft hat eine gemacht, Motorola und LG auch. "Wir waren aber die ersten, die eine mit dem richtigen Rezept gebaut haben."

Noch kein Nachfolger in Planung

Über einen Nachfolger denkt man aktuell noch nicht nach. "Wir sind nach wie vor in einer Phase, in welcher die Grenzen des Produktes noch ausgelotet werden", erklärt er. Das macht die Community hinter der Pebble durch die Entwicklung neuer Apps. Darum sei man aktuell auch "extrem fokussiert" darauf, ein Entwickler-Ökosystem zu schaffen und auszubauen.

Glass ist nicht das "next big thing"

Dass seine Firma sich auch einmal anderen Wearable-Produkten widmen könnte, schließt Migicovsky nicht aus, auch wenn man derweil ausschließlich der Pebble verbunden bleibt. Andere Entwicklungen im Bereich tragbarer Elektronik verfolgt Migicovsky freilich genau. Auch Googles Augmented-Reality-Brille "Glass", die seiner Einschätzung nach aber nicht das "next big thing" wird.

"Ich habe Glass ausprobiert. Es ist interessant", findet er. Es erfüllt aber nicht meine Erwartungen an Produktdesign, das in das Leben der Leute passt. Google Glass zwingt dich, dein Verhalten zu ändern. Das macht es schwierig und umständlich. Das ist nichts, was wir bauen würden." (Georg Pichler, derStandard.at,22.11.2013)