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Backcheck: Auffälligkeiten, Anekdoten und Analysen aus der EBEL. Jeden Dienstag.

Mit der Sonntagsrunde ging die Erste Bank Eishockey Liga in ein zehntägiges International Break, 121 der 264 Begegnungen - und damit knapp die Hälfte - der ersten Phase des Grunddurchgangs sind absolviert. Während sich der im Sommer in die Liga gekommene HC Bozen weiterhin an seiner Tabellenführung erfreuen darf, verliert am Ende des Rankings der HC Innsbruck immer mehr an Boden. Abgeschlagener Letzter ist jedoch Sloweniens mittlerweile einziger EBEL-Vertreter, dessen Probleme weit über die Eisfläche hinausgehen.

Neue Saison, alte Praxis

19 Niederlagen in den ersten 21 Spielen. Als wäre ein derart negatives sportliches Fazit nicht schlimm genug, beschleunigt sich bei Olimpija auch der organisatorische Niedergang des Klubs zusehends. Schon vor der Saison plagten die Drachen massive Bank- und Steuerschulden, zudem bestehen offene Forderungen von einer Vielzahl an in den letzten fünf Jahren unter Vertrag stehenden Spielern.

Die wirtschaftliche Abwärtsspirale drehte sich auch in der laufenden Spielzeit weiter, noch schneller als in der Vergangenheit. Zwar hat Olimpija über den Sommer knapp 60 Prozent seiner Zuschauer (und der damit verbundenen Einnahmen) verloren, doch erklärt dieser Umstand alleine noch keineswegs die fragwürdige Praxis der Gehaltsausschüttung: Grob gesagt wurden in Ljubljana in den letzten Wochen nur die Legionäre bezahlt, einheimische Spieler gingen leer aus. Dabei ist festzuhalten, dass einige slowenische Cracks ohnehin nur über unverschämt niedrig dotierte Verträge verfügen, teilweise mit monatlichen Fixa unterhalb der Vierstelligkeit.

Olimpijas beschränkte Zahlungsmoral ist zweifellos ein Mitgrund für die dürftigen sportlichen Leistungen. Speziell mit diesen Umständen bisher noch nicht vertraute Importspieler im Kader äußern ihre Sorge: Einerseits um ihre slowenischen Teamkollegen, die Familien zu ernähren haben, andererseits auch um ihre eigenen Einkommen nach dem 18. November, an dem für sie die Frist für Vereinswechsel innerhalb der Liga endet.

Zahlungsprobleme und -unregelmäßigkeiten sind in Ljubljana keine Novität, die diskriminierende Dimension der Gehaltsausschüttung - bezahlte Legionäre, unbezahlte Slowenen - ist jedoch neu. Bis zur Konferenz der Klubpräsidenten der EBEL sind es nur noch wenige Wochen, der Großteil der Vereinsvertreter dürfte über die Vorgänge in Sloweniens Hauptstadt nicht im Bilde sein. Seitens der Liga ist jedoch dringend eine Abkehr von der Politik im Stile "Wegschauen und weiterwurschteln lassen" angezeigt, denn diese ging bereits im Fall Jesenice ins Auge. Mittelfristig wird sich die EBEL jedenfalls nur dann als auch im europäischen Vergleich ernstzunehmender Bewerb etablieren, wenn sie endlich ein diese Bezeichnung auch verdienendes Lizensierungssystem entwickelt und umsetzt.

Schon früh auf der Verliererstraße

In der Tabelle direkt vor dem abgeschlagenen Letzten Ljubljana platziert ist der HC Innsbruck, der nach gutem Saisonstart zuletzt kaum noch Positives erlebte: Die Haie haben bei ihren jüngsten 16 Auftritten gleich viele Punkte gesammelt wie in ihren ersten fünf Saisonspielen.

Seit der im Sommer 2012 vollzogenen Rückkehr in die EBEL hat der Klub knapp 80 Prozent seiner Spiele verloren. Zwar ist der Mannschaft eine kontinuierliche Weiterentwicklung zu attestieren, die Schritte in Richtung leistungsmäßigem Ligadurchschnitt sind jedoch äußerst kleine. Innsbrucks zentrales Problem sind frühe Gegentore: Nach 21 absolvierten Begegnungen liegt die Tordifferenz alleine in den ersten Spielabschnitten bereits bei -25, ganze 17 Mal geriet man in einen 0:1-Rückstand, auf den in 14 Fällen auch eine Niederlage folgte. Dem Vernehmen nach möchten die Haie ihre Defensive mit der Verpflichtung eines zusätzlichen Legionärs stabilisieren, gelingt dies, steht dem Bestreben, bei der Vergabe der Play-Off-Plätze ein ernstes Wort mitzureden, allerdings auch noch das enorme Leistungsgefälle in den Sturmreihen im Weg.

Bullen feuern aus allen Rohren

Das sportliche Kontrastprogramm zu den Nachzüglern Ljubljana und Innsbruck wurde in den vergangenen Wochen in Salzburg aufgeführt. Dem statistisch erfolgreichsten Monat der Klubgeschichte - im Oktober wurden 23 von 24 möglichen Punkten geholt - ließen die Bullen zum Start in den November einen 9:1-Kantersieg über den VSV folgen. Nach einer dürftigen Phase zu Saisonbeginn, als die Mannschaft erst das Konzept von Trainer Don Jackson (und dieser sein Team) verstehen lernen musste, dominierte Salzburg die Liga zuletzt förmlich nach Belieben. Die letzte Niederlage nach 60 Minuten datiert vom 29. September, in den 13 seither absolvierten Begegnungen lag man nur in 2,6 Prozent der gespielten Zeit in Rückstand.

Zwar sind in der EBEL Torschuss-Statistiken stets mit Vorsicht zu genießen, zumindest eine Tendenz lässt sich aus ihnen aber ablesen. Im Fall Salzburg ist diese ganz klar: Seit der 1:9-Klatsche in Wien am 20. September hat die Jackson-Truppe in 16 aufeinander folgenden Partien öfter auf das Tor geschossen als ihre jeweiligen Gegner. Im Saisonschnitt gibt man pro Spiel in der Offensive um gut 14 Schüsse mehr ab, als man in der Defensive zulässt.

Geradlinigkeit in Südtirol

Trotz Salzburgs Erfolgslauf der letzten Wochen steht derzeit noch immer der HC Bozen an der Tabellenspitze der Erste Bank Eishockey Liga. Das erst knapp vor Saisonbeginn zusammengestellte Team war bisher äußerst erfolgreich darin, die Vorstellungen von Trainer Tom Pokel umzusetzen. Diese sehen ein recht einfach gestricktes, geradliniges System mit direktem Zug zum Tor vor. Dadurch strahlen die Südtiroler fast permanent Gefahr aus, beschäftigen so ihre Gegner und halten die Scheibe meist weit weg vom eigenen Gehäuse. Zwar darf bezweifelt werden, dass diese Taktik auch später in der meisterschaftsentscheidenden Phase erfolgreich sein wird, vorerst schlägt sie sich aber in der zweithöchsten Anzahl erzielter Treffer (3,80 pro Spiel) nieder.

Von den Auswärtsniederlagen in Graz und Villach abgesehen, punktete Bozen in 18 von 20 Saisonspielen und avancierte damit zur konstantesten Mannschaft der Liga. Gleichzeitig sind Begegnungen mit Beteiligung der Südtiroler in der Regel recht knappe Angelegenheiten, 70 Prozent ihrer Spiele wurden nur mit einem oder zwei Treffern Differenz entschieden.

Guter Start unter neuem Trainer

Bei den Graz 99ers hat sich der Ende Oktober vollzogene Wechsel an der Bande bisher bezahlt gemacht. Petri Matikainen fand rasch den Draht zur Mannschaft und in den gut besetzten Abwehrreihen der Steirer auch das passende Personal zur Umsetzung seiner eher defensivlastigen Eishockeyphilosophie. Davon profitiert auch Goalie Dany Sabourin, der in den bisher fünf Spielen unter Führung des Finnen auf einen hervorragenden Gegentorschnitt (GAA) von 1,18 kam. Vier Siege und ein Punkt für eine Niederlage nach Penaltyschießen stehen bei den 99ers seit dem Trainerwechsel zu Buche und ließen sie in der Tabelle nach oben klettern, sie verbringen die Länderspielpause auf Rang fünf. (Hannes Biedermann; derStandard.at; 5.11.2013)