Nikosia - Dutzende politische Gefangene im Iran sind nach Angaben von Menschenrechtlern aus Protest gegen ihre schlechte medizinische Versorgung in einen Hungerstreik getreten. In einer gemeinsamen Erklärung äußerten sich die Menschenrechtsorganisationen FIDH, DRRC und LDDHI am Montag besorgt über die Protestaktion von mehr als 80 Gefangenen. Unter ihnen ist demnach auch der Menschenrechtsanwalt Abdolfattah Soltani, der seit dem 1. November im Teheraner Evin-Gefängnis die Nahrungsaufnahme verweigert.

Zwei Tage später seien rund 80 weitere Gefangene im Rajaishahr-Gefängnis bei Karaj westlich der Hauptstadt in den Hungerstreik getreten, hieß es in der Erklärung. Sie protestierten damit dagegen, dass die Gefängnisleitung immer wieder die Verlegung kranker Gefangener ins Krankenhaus und die Bezahlung teurer Behandlungen behindere. FIDH-Präsident Karim Lahiji kritisierte, die Behörden wollten sich an den politischen Gefangenen rächen "für die Ausübung ihrer Rechte".

Forderung nach UNO-Resolution

Laut der DHRC-Präsidentin Shirin Ebadi, die wegen ihres Einsatzes für die Menschenrechte im Iran 2003 mit den Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, sind in den letzten Jahren "mehr als zwei Dutzend Gefangene infolge langer Vernachlässigung unter höchst dubiosen Umständen in den iranischen Gefängnissen gestorben". Die Gruppen forderten die Staatengemeinschaft auf, in einer UNO-Resolution ihre Sorge über die Lage der politischen Gefangenen im Iran auszudrücken.

Präsident Hassan Rohani (Rouhani) hat seit seinem Amtsantritt Anfang August eine Reihe von politischen Gefangenen freigelassen, darunter die 2012 mit dem Sacharow-Preis ausgezeichnete Anwältin Nasrin Sotoudeh. Allerdings bleiben weiterhin zahlreiche politische Gefangene in Haft. Vergangene Woche hatte der UNO-Sonderberichterstatter für den Iran, Ahmed Shaheed, in einem Bericht kritisiert, es habe bei den Menschenrechten trotz der Versprechen Rohanis "kein Zeichen der Verbesserung" gegeben. (APA, 5.11.2013)