Ausgezeichnet: Sandra Ernst Kaiser

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Alle Preisträger und Gratulanten (von li. nach re.): Direktorin Veronika Haslinger, Mitglied der Geschäftsleitung der Raiffeisen Holding NÖ-Wien, Sandra Ernst Kaiser, Christian Rainer ("profil"), Edith Meinhart, Roberto Talotta, Meryem Çitak, Peter Liska und Caritasdirektor Michael Landau.

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Unrecht benennen, Menschen und ihre Notlagen sichtbar machen, ihre Schicksale in einen gut recherchierten Kontext stellen. Das muss leisten, wer für den Prälat-Leopold-Ungar-Journalistenpreis in Frage kommen will, erklärt Caritasdirektor Michael Landau. Fünf Journalistinnen und Journalisten waren heuer besonders "hartnäckig" und sind "angeeckt".

Sandra Ernst Kaiser ist eine davon. In ihren zwei Sozialreportagen für dieStandard.at beschreibt sie etwa, wie die Sparpolitik in Griechenland die Athenerin Theanó M. trifft. Die Griechin gehört zu den "Neo Astegos", jenen Menschen, die erst durch die Finanzkrise obdachlos wurden und für die vom Ersparten zu leben ein "Luxusproblem" ist. Und sie berichtet vom xenophoben Morgengrauen in der Stadt, in der Migranten ohne Papiere ein Problem mit der Polizei bekommen, wenn sie rassistische Übergriffe melden. Ernst Kaiser stellt die Zunahme der Armut bereits seit drei Jahren in dem Mittelpunkt ihrer Arbeiten, begründet die Jury und verleiht nach einjähriger Pause wieder einen Hauptpreis in der Kategorie Online. In den beiden im Februar 2013 entstandenen Reportagen habe sich die Journalistin "die Vielseitigkeit des Onlinemediums zunutze gemacht", "eine Verbindung verschiedener journalistischer Darstellungsformen und Medienkanäle ermöglicht".

In der Kategorie Print überzeugt die Jury "profil"-Redakteurin Edith Meinhart mit den Beiträgen "Essen jagen", "Dur de Force" und "Angst im Nacken". Die Reportagen seien "klassischer Journalismus von höchster Qualität". 

Für "Kolaric' Erben - Die Tschuschenkinder von einst" haben Peter Liska und Meryem Çitak "Schätze des ORF-Archivs gehoben" und eine "bisher einzigartige Langzeitstudie zum Thema Migration und Integration vorgelegt". "Fernsehen ist immer dann ergreifend, wenn es gelingt, Entwicklungen transparent zu machen. Im vorliegenden Fall wird auf eine sehr einfühlsame und anschauliche Art und Weise beschrieben, was es heißt, in einem Land anzukommen und über Generationen Wurzeln zu schlagen", heißt es in der Begründung der Jury.

Auf "Die Suche nach der Armut - eine Fahrt durch die Obdachlosigkeit in Wien" begab sich Ö1-Redakteur Roberto Talotta. Laut Jury ein "Reporter im besten Sinne - ein Journalist, der mit dem Mikro in der Hand spürbar gerne in unterschiedlichen Milieus als Chronist unterwegs ist", der als "genauer Beobachter", Information und Emotion für das Radio übersetze.  

Anerkennungspreise gibt es für Saskia Jungnikl vom STANDARD, Marina Delcheva ("Das Biber"), Ruth Eisenreich ("Falter"), Christian Rathner ("Orientierung Spezial", ORF), Elisabeth Krimbacher, Thomas Grusch (beide "kreuz und quer", ORF), Susanna Zaradic ("Thema", ORF), Veronika Mauler und Stefanie Panzenböck (beide Ö1). (red, derStandard.at, 5.11.2013)