Das Leiden des Kommissars Van Leuween verkörpert Peter Haber (am Bett) wortkarg und eindringlich.

Foto: ZDF

Wenn sich Deutsche ins Ausland aufmachen, dann endet das oft böse. Das gilt nicht nur für Reisegruppen aus dem Ruhrpott, die es zum Trinkgelage nach Mallorca zieht, sondern auch für Schauspieler.

Man denke an all die Darsteller, die – gewandet in englisches Tuch – in Rosamunde-Pilcher-Filmen lieben und leiden. Oder an TV-Kommissare, die bloß vor malerischen Kulissen, aber nicht wirklich in fremden Milieus ermitteln.

Eine Portion Skepsis war am Dienstag um 20.15 Uhr also durchaus nicht unangebracht. Da nämlich ließ das ZDF im Krimi "Totenengel" seinen Kommissar Bruno van Leeuwen in Amsterdam einen Mord aufklären. Der Kommissar wird zwar vom Schweden Peter Haber verkörpert, aber man traf in der Stadt der Grachten hauptsächlich auf deutsche Bekannte wie Christian Berkel, Katja Riemann oder David Rott. Doch angenehme Überraschung: Sie fallen dort nicht unangenehm auf, was auch daran liegt, dass Regisseur Matti Geschonnek kein Touristen-Amsterdam, sondern eine graue und müde Stadt zeigt.

Das Leiden des Kommissars, dessen Frau kürzlich gestorben ist, verkörpert Haber so wortkarg und eindringlich, dass er einem doppelt leidtut. Zum einen, weil er so einsam ist.

Zum anderen aber, weil er einen Fall aus der Kategorie „schon tausend mal gesehen" abarbeiten muss. Ein Serienmörder tötet Menschen, um sie von ihrem Leiden zu erlösen. Angefangen hat er damit vor 25 Jahren mit seinem Vater.

Eine Prostituierte darf auch bei der Aufklärung mithelfen, und wer der Mörder ist, wird –  nicht nur in Ermangelung mehrerer Verdächtiger – auch bald klar. Ein Krimigenuss war das leider nicht, höchstens Pauschalurlaub in Amsterdam. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 5.11.2013)