Erfolg ist der wohl größte Fetisch unserer Gesellschaft. Versagen dagegen ist eines der größten Tabus, die wir kennen. Etwas nicht zu schaffen, das darf nicht passieren. Ziemlich schade eigentlich, denn ohne das Scheitern ist die Vorstellung von Gelingen streng genommen gar nicht möglich.

Umso schöner, dass das Wiener Brut dem Scheitern am 16. November ab 17 Uhr einen Thementag widmet. Der Titel: Schnellkurs Scheitern. Das Versagen, zeigt sich hier, hat viele Gesichter - und niemand bleibt davon verschont. Der Norweger Hans Petter Moland zeigt in seinem Dokumentarfilm When Bubbles Burst etwa, wie in einem kleinen norwegischen Dorf die Wirtschaft zusammenbricht.

Der Grund dafür ist nichts Geringeres als die globale Finanzkrise. Nobelpreisträger, Ökonomen und Zocker erklären im Film, wie so etwas Unerhörtes möglich ist. Das Gegenteil, nämlich ganz persönliches Versagen, sucht der Schweizer San Keller in seiner Performance Perpetua. Er beauftragt eine Logopädin damit, sein funktionierendes Sprechen nachhaltig zu stören. Wenn Sprache die Welt abbildet, dann ist das eine folgerichtige Reaktion auf eine zunehmend ge- und zerstörte Welt.

Man kann freilich auch Widerstand leisten gegen eine solche Welt und in Deborah Hazlers Performance lernen, wie man ein echter Mann wird; also supererfolgreich: Kill Your Inner Boy - Making the Decision to Become a Man.

Präsentationen, Lectureperformances und Gespräche mit unter anderem Performancekünstlerin Bernadette Anzengruber oder Forscher Giancarlo Corsi beschäftigen sich mit dem Scheitern als künstlerischem Mittel oder als Bedingung von Erfolg. Die Grazer Rabtaldirndln schließlich widmen sich dem größten Scheitern überhaupt: dem Versuch, ewig zu leben. Sterbenswörter beschäftigt sich mit den letzten Worten Sterbender. (Andrea Heinz, DER STANDARD, 6.11.2013)