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Die Bawag beschäftigt immer weniger Mitarbeiter, 2014 soll das Restrukturierungsprogramm Bolero beendet werden. Nun werden auch Callcenter-Mitarbeiter verschoben und abgebaut.
Wien - In der Bawag-Belegschaft stehen die Zeichen wieder einmal auf Sturm. Das unter dem Namen "Bolero" laufende Einsparungsprogramm der Bank, die mehrheitlich den US-Fonds Cerberus und Golden Tree gehört, geht in die Endrunde - nun kommen weitere Einschnitte dazu. Per Jahresende strukturiert die Bawag ihr Callcenter um, die Jobs von 52 Leuten gehen verloren. Betroffen sind besonders viele Teilzeitbeschäftigte, Alleinerzieher und somit "wahrlich keine Superverdiener", wie es in der Bank heißt. Mit ihnen werden gerade Gespräche geführt; jene, die nicht in Filialen wechseln können, sollen gemäß Sozialplan abgefertigt werden. Über 50-Jährige bekommen Angebote, in die diversen Bolero-Modelle zu wechseln.
Das "60-Prozent-Modell" sieht vor, dass Mitarbeiter, denen nicht mehr als sieben Jahre bis zum frühestmöglichen Pensionsantritt fehlen, mit 60 Prozent ihres Letztbezugs sofort freigestellt werden. Sie bleiben angestellt und versichert. Für Banker, die mehr als 15 Jahre im Haus sind, gibt es das "50-Prozent-Modell", sie bekommen die Hälfte ihres Einkommens weiterbezahlt. Bei beiden Modellen dürfen die Mitarbeiter anderswo arbeiten; nur nicht in Banken oder Versicherungsunternehmen.
Chef steigt auf
Einer allerdings hat schon einen neuen Job. Der Leiter der Callcenter-Abteilung, der 50-jährige Guy Cowley, ist per 1. November zum Vorstandsmitglied der Bawag PSK Versicherung AG avanciert und folgt dort Thomas Heimhofer, der in die ÖVAG gewechselt ist.
Der Umbau des Callcenters (33 Jobs bleiben), dessen Hauptaufgabe ab 2014 eine externe Gesellschaft übernehmen wird, bei gleichzeitigem Aufstieg des Ex-Chefs erhitzt die Gemüter ganz ordentlich. Der Betriebsrat hat sich gegen das Vorgehen gewehrt, wie es in einem Schreiben heißt, der Vorstand unter Byron Haynes habe aber nicht umgedacht. Offensichtlich würden die Führungskräfte für die Erreichung von Zielvorgaben mit Vorstandsposten belohnt, schreibt der Betriebsrat sinngemäß. Und: Man hoffe, dass Cowley in der Versicherungsgesellschaft nicht ähnliche Maßnahmen setzen wird.
200 Leute abgebaut
Insgesamt hat die Bawag im Rahmen des Programms Bolero (läuft seit 2010) heuer rund 200 Leute abgebaut; die große Welle wird aber erst im ersten Quartal 2014 schlagend werden. Da werden an die 700 Leute die Bank verlassen; womit der Personalstand um die stets kolportieren (aber von der Bank nie bestätigten) 900 Posten abgebaut sein wird. Derzeit beschäftigt die Ex-Gewerkschaftsbank rund 3950 Leute. Abseits der 50- und 60-Prozent-Modelle gibt es noch Golden Handshakes für jene, die gleich gehen. Sie kassieren erhöhte Abfertigungen; über 50-Jährige, die schon lange in der Bank beschäftigt sind, können so auf maximal fünf Jahresgehälter als Abfertigung kommen. Aussuchen können sich die Banker das alles aber nicht; die Aufnahme in die diversen Modelle setzt ein entsprechendes "Angebot" des Arbeitgebers voraus.
Übrigens verliert die Bawag auch Führungskräfte. Per Jahresende verlässt Finanzchef Andreas Arndt den Bankvorstand. Personalabbau trifft derzeit die gesamte österreichische Bankenbranche; unterschiedlich sind die Abfederungen. Bei der Raiffeisen IT wurden ja 70 Mitarbeiter zur Kündigung angemeldet - allerdings ist der Personalabbau noch umfassender als berichtet. 15 Werkverträge wurden heuer nicht mehr verlängert, weitere 15 bis 20 könnten dazu kommen, wie Betriebsratschef Peter Kelis auf derStandard.at bestätigt. (Renate Graber, DER STANDARD, 6.11.2013)
Update, 6.11.2013
Die Bawag P.S.K hat unterdessen Berichte über eine Mitarbeiter-Abbauwelle im kommenden Jahr zurückgewiesen. "Das Sparprogramm Bolero endet Anfang 2014", sagte Bank-Chef Byron Haynes. Der kolportierte Abbau von 700 Mitarbeitern im ersten Quartal 2014 stimme nicht. Keine Zahlen will die Bawag hingegen zum laufenden Jobabbau im zweiten Halbjahr 2013 veröffentlichen. "90 Prozent der Mitarbeiter wurden schon informiert", so Haynes. (APA, 6.11.2013)