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Rauch steigt nach den Explosionen in Taiyuan auf.

Foto: AP/Liu Guoliang

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Der Ort des Geschehens wird von der Polizei großräumig abgesperrt.

Foto: APA/ EPA/YU TU

Ein neuer Terroranschlag, der sich direkt gegen Chinas Parteibehörden richtete, schürt neue Nervosität in Peking. Tief in der Provinz in Taiyun explodierten am Mittwochvormittag mehrere Sprengsätze, wobei ein Mensch starb und acht Personen verletzt wurden. Zu den Bombenexplosionen kam es nur wenige Tage nach einem aufsehenerregenden Selbstmordattentat einer uigurischen Familie im Zentrum der chinesischen Hauptstadt, bei dem fünf Menschen ums Leben kamen.

Die Verunsicherung ist umso größer, als die Führung am Wochenende mit dem 376-köpfigen Zentralkomitee zum großen Wirtschaftsparteitag in Peking zusammentritt. Nach Angaben der lo­kalen Polizei zündeten Mittwochfrüh um 7.40 Uhr Unbekannte eine Serie von Streubomben vor dem Provinzhauptquartier der Kommunistischen Partei in Shanxis Hauptstadt Taiyuan. Die primitiven, selbstgebastelten Sprengsätze sollten offenbar maximalen Schaden anrichten.

Nach Angaben des Staatsfernsehens waren die Bomben im Gelände vor dem Parteibüro versteckt, einige in Blumenbeeten am Wegrand. Ihre Wucht war so stark, dass zahlreiche Autos beschädigt wurden. Nur der frühe Zeitpunkt verhinderte noch viel mehr Opfer. Am Explosionsort wurden Metallsplitter, Nägel, Eisenkugeln und zerstörte Schaltkreise gefunden, meldete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Insgesamt sollen es acht Explosionen gewesen sein.

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Die Polizei, die drei Stunden später den Verkehr vor dem Parteigebäude wieder freigab, machte keine Aussagen zum Hintergrund der Terrortat. Die erste Bombe soll vor einem Eingang zur Petitionsstelle der Behörde detoniert sein, dort, wo sich Bürger und Bauern beschweren und Eingaben machen können, wenn sie Unrecht beklagen wollen. Der Klageort lässt zumindest vermuten, dass die Bomben aus Protest oder Rache gezündet wurden.

Motive bleiben im Dunkeln

Unklarheit besteht auch über die Motive der Terrortat einer uigurischen Familie am 28. Oktober, die mit ihrem Jeep im Zentrum Pekings bis vor das Tiananmen-Tor und das Mao-Tse-tung-Porträt fuhr. Dort prallte sie mit Absicht gegen einen Brückenpfeiler vor dem Tor. Dabei entzündeten sich Kanister mit 400 Liter Benzin, welche die Insassen laut Polizei mitführten. Alle drei – der Fahrer, seine Frau und seine Mutter – verbrannten. Fünf weitere Uiguren aus der Unruheregion Xinjiang wurden festgenommen.

Chinas oberster Sicherheitschef Meng Jianzhu beschuldigte die als Terrororganisation verfolgte "East Turkestan Islamic Movement" (Etim), die Amokfahrt angestiftet zu haben. Wie blank Pekings Nerven liegen, zeigte die sofortige Amtsenthebung des erst im Juli 2011 zum Militärkommandeur für Xinjiang ernannten Parteifunktionärs Peng Yong. Peking befürchtet vor allem Nachahmungstäter. Nach dem Jeep-Attentat wurden alle Antiterror-Vorkehrungen in der Hauptstadt verschärft.  (Johnny Erling aus Peking /DER STANDARD, 7.11.2013)