Wien - Seine Performance begann ganz langsam. Knie durchgestreckt und die Hände am Boden, trippelte er mit kleinen Schritten nach vorne, doch mit der Musik steigerte sich auch die Tanzgeschwindigkeit des jungen Performers. Es folgte ein buchstäbliches Gewitter aus Flickflacks, Salti, Windmills und sogenannten K-Kicks, bei denen man nur auf einer Hand steht und den restlichen Körper wie ein K formt. Ebenso wie seine Performance steigerte sich auch die Stimmung im Saal. Füße, die mitwippten, Hände, die mitklatschten, laute Pfiffe. Die akrobatischen Performances waren sicherlich einer der mitreißendsten Programmpunkte des Abends, aber die 60 Jugendliche umfassende Gruppe Impuls Aussee hat für ihre Dernierenfeier im Wiener Off-Theater auch Sketches, Gesangseinlagen und Choreografien mit im Repertoire.
Ein Jahr lang hat sich die große Gruppe mit Performern aus dem steirischen Salzkammergut, dem Ennstal und dem angrenzenden Oberösterreich auf die Show Impuls Infarkt - Geht's noch? vorbereitet. Die jungen Künstler begeistern nicht nur zu Hause - auch das Wiener Off-Theater ist an diesem Abend restlos ausverkauft.
"Seit 1996 bringen wir gemeinsam mit jungen Menschen aus der Region nach deren Ideen und Ausdrucksvermögen mit wenigen Ausnahmen alljährlich Szenen, Songs und Tanzperfomances mit Urban und Modern Dance und Ausdruckstanz auf die Bühne", sagt Projektleiter Alexander Buschenreiter. Das aktuelle Stück soll auch ein Rückblick darauf sein, was seit 1996 im Verein schon alles performt wurde.
Impuls Aussee ist vorrangig ein Zentrum für Beratung, Begegnung und Persönlichkeitsentwicklung - von Wahlinformation über Suchtprävention bis zu den kreativen Tanz- und Gesangsworkshops, die sich in der erwähnten Show niederschlagen, finden Jugendliche im steirischen Salzkammergut hier eine Anlaufstelle.
Nach dem kleinen Exkurs in die Vereinsarbeit kehren wir zurück ins Off-Theater. Der Abend beginnt mit einer skurrilen Szene, in der auch Zauberlehrling Harry Potter einen Gastauftritt hat. Es folgt eine sehr gekonnte Persiflage auf Sepp Forcher und die Sendung Bauer sucht Frau. Mit viel Witz und Stimmenimitation mimen die Ausseeer den Kult-Österreicher und zwei andere Figuren der Serie.
Doch längst nicht alles, was an Sketches vorgeführt wird, hat solch eine heitere Thematik. Auch bedrückende, traurige Szenen gibt es, in denen die zu große Kluft zwischen Arm und Reich thematisiert wird. "Wir von der christlich-sozialen Partei sind dafür, dass die Menschen, die sowieso nichts arbeiten, mehr für den Staat leisten", heißt es, während im Hintergrund einer dieser "Sozialschmarotzer" versucht, sich aus seiner Lebenssituation zu befreien, aber letztendlich über den Stein der Schulden stürzt. Probleme, mit denen sich heute viele Jugendliche auseinandersetzen müssen.
Was die Zuschauer am meisten beeindruckte, waren die Hip-Hop-Einlagen, die für Auflockerung zwischen den einzelnen Szenen sorgten. Am Ende der dynamischen Show konnten sich die angereisten Performer über einen gelungenen Abend freuen und wurden vom ebenfalls jungen Publikum sogar mit stehenden Ovationen bedacht. (Max Schwaiger, DER STANDARD, 6.11.2013)