In Österreich wurden 2012 laut Polizei rund 25.000 Anzeigen wegen Fahrrad-Diebstahls aufgegeben.

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Als Herr F. sich vor wenigen Tagen in der Früh auf sein Rad schwingen wollte, um zur Arbeit zu fahren, musste er im Abstellraum seines Mietshauses eine unangenehme Entdeckung machen. Die Tür stand offen, sein erst vor wenigen Monaten angeschafftes Citybike und einige andere Räder fehlten spurlos.

Statt ins Büro machte er sich auf den Weg zur nahe gelegenen Polizeiwache und erstattete Anzeige. "Haben Sie schon auf Willhaben nachgesehen?", fragte ihn die Beamtin. Während er sein Vernehmungsprotokoll prüfte, sichtete sie bereits neue Fahrrad-Inserate auf dem österreichischen Kleinanzeigen-Portal.

25.000 Rad-Diebstähle

Etwa 25.000 Rad-Diebstähle wurden laut Polizei-Statistik 2012 in Österreich zur Anzeige gebracht. Während motorisierte Fahrzeuge oft im Ausland abgesetzt werden, finden gestohlene Räder ihre neuen Besitzer meist im Inland und landen auch nicht selten in der Online-Auslage. Auch andere Hehlerware findet ihren Weg ins Internet.

Fünf Polizeianfragen im Monat bei willhaben

Wieviele Diebesgüter letztlich online angeboten werden, lässt sich nicht genau quantifizieren. Bei willhaben.at gibt es pro Monat im Schnitt fünf polizeiliche Anfragen zu Angeboten, bei welchen sich der Verdacht diesbezüglich erhärtet hat. Dazu kommt eine Meldung aus den Reihen der Nutzer, sagt ein Sprecher des Unternehmens gegenüber dem WebStandard. Neben Fahrrädern betreffen die Meldungen oft Autoteile wie Felgen oder von Baustellen entwendete Werkzeuge.

Eine Vorabprüfung der einzelnen Angebote findet nicht statt. Pro Tag werden auf der Seite laut eigenen Angaben 100.000 neue Inserate eingestellt, weswegen eine genaue Kontrolle nicht administrierbar sei. Gleichzeitig versteht man sich als Plattform, die hilft, Verkäufer und Interessenten zusammenzubringen, die Hauptverantwortung liegt also bei den Nutzern selbst. Auf der Webseite selbst gibt man Hinweise zu Erkennung und Umgang verdächtiger Angebote.

Prävention

Bei eBay verweist man auf "Sicherheitssysteme" und ein eigenes Team, das "unzulässigen Verhaltensweisen" auf den Grund geht und verbotene und unzulässige Artikel findet und löscht. Dazu kommen automatische Filter und Stichproben zum Einsatz. Man kooperiert national wie international mit Strafverfolgungsbehörden, wofür ein eigenes "Global Asset Protection"-Team zuständig ist.

Wie oft Diebesgut im eBay-Angebot landet oder wie häufig Nutzer verdächtige Auktionen und Angebote melden, war nicht zu erfahren. "Diese Zahlen veröffentlicht eBay nicht", so die Auskunft gegenüber dem WebStandard.

Bei Bazar.at – dort werden Kleinanzeigen online als auch gedruckt angeboten – waren ebenso keine genauen Zahlen zu erfahren, jedoch soll es nur "sehr selten" dazu kommen, dass gestohlene Güter ins Angebot gelangen. Neue Kleinanzeigen werden automatisiert und manuell nach Auffälligkeiten geprüft,dazu versucht man über neue Trends und Betrügermaschen auf dem Laufenden zu bleiben.  Gleichzeitig vertraut man auch auf die eigenen Nutzer als Kontrollinstanz und liefert ebenso Hilfestellung auf der Webseite.

Polizei als erste Anlaufstelle

Sollte jemand konkreten Verdacht schöpfen oder gar entwendetes Eigentum in einem Inserat wiederfinden, sollte man umgehend die Polizei kontaktieren, rät man bei Willhaben. "Dort sitzen die Profis, die wissen, wie sie in jedem Fall vorgehen müssen", so der Unternehmenssprecher. Die Löschung verdächtiger Anzeigen versucht man zu vermeiden. Dies könnte nämlich den Dieb bzw. Hehler alarmieren und so die Ermittlungsarbeit der Behörden erschweren, argumentiert man.

Der Sprecher verweist auf den Fall einer Bande, die im vergangenen Frühjahr gleich 20 Fahrräder auf willhaben.at feilgeboten hatte und für jedes einzelne Angebot eine unterschiedliche E-Mail-Adresse genutzt hatte. Die Überführung gelang durch einen Beamten in Zivil, der sich als interessierter Käufer ausgegeben hatte.

Routinemäßige Prüfung von Verkaufsplattformen

Die Polizei prüft nach eigener Aussage mittlerweile bei Anzeigen alle Verkaufsplattformen. Insbesondere bei gestohlenen Fahrzeugen ist eine umgehende Meldung bei der Exekutive wichtig, betont ein Sprecher der Landespolizeidirektion Wien. Besonders bei Autos besteht dann zumindest noch die Möglichkeit, dass das Gefährt bei einer Schengen-Außengrenze abgefangen wird.

Seltenes Wiedersehen

Zurück zum alten Besitzer finden aber nach wie vor nur wenige gestohlene Fahrzeuge. Die Aufklärungsquote bei Autodiebstählen lag vergangenes Jahr bei 9,5 Prozent und bei Krafträdern bei 12,5 Prozent. Das mit Abstand seltenste Wiedersehen gibt es bei Fahrrädern. Nur jeder achtzehnte geklaute Drahtesel (5,7 Prozent) landete 2012 wieder bei seinem Eigentümer. Herr F. hatte bislang noch kein Glück. (Georg Pichler, derStandard.at, 11.11.2013)