Wien - Sie ist wieder da, die Sorge der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) vor einem Machtverlust durch Fracking. Schon in den nächsten fünf Jahren, so die Befürchtung des Ölkartells, könnte ihr Marktanteil von derzeit etwas über 40 Prozent um acht Prozentpunkte sinken.

In ihrer am Donnerstag präsentierten jährlichen Vorschau (World Oil Outlook) geht die Organisation für das Jahr 2018 von einer weltweiten Nachfrage nach Opec-Öl von 29,2 Mio. Barrel (159 Liter) aus, um 1,1 Mio. Fass weniger als 2013. Grund sei das zunehmende Angebot außerhalb der zwölf Mitgliedsländer umfassenden Organisation. Und dieses Zusatzangebot stütze sich in erster Linie auf Schieferöl, das durch Fracking gewonnen wird.

Dabei wird das in Schiefergestein gebundene Öl (oder Gas) mithilfe eines Gemischs aus Wasser und Chemikalien unter starkem Druck gesprengt, sodass die Kohlenwasserstoffe "fließen" können. Am weitesten vorangeschritten ist die Schieferölproduktion in den USA. Dort wurden in den vergangenen Jahren zigtausende Bohrungen realisiert. In Europa hat man insbesondere in Polen hohe Erwartungen in Schieferöl und -gas gesetzt. Erste Probebohrungen waren aber ernüchternd; auch formiert sich zunehmend Widerstand gegen das Fracking, was nicht zuletzt die OMV in der Gegend von Poysdorf zu spüren bekam.

Bei ihrer Schätzung geht die Opec davon aus, dass sich die Weltwirtschaft langsamer erholen wird als bisher angenommen. Für die Jahre 2014 bis 2018 wird ein durchschnittliches globales Wirtschaftswachstum von 3,8 Prozent unterstellt. Diese Annahme deckt sich auch mit der im Oktober publizierten Konjunkturprognose des Internationalen Währungsfonds.

In ihrem wahrscheinlichsten Szenario nimmt die Opec an, dass der Energiebedarf 2035 um 52 Prozent höher sein wird als 2010. Der Anteil fossiler Energieträger (Öl, Kohle, Gas) wird dann 80 Prozent betragen - nach 82 Prozent im Jahr 2010. Allerdings wird eine Verlagerung von Öl zu Gas erwartet. Der Anteil von Erdöl am gesamten Energiemix soll von 32,2 auf 26,3 Prozent sinken, jener von Kohle von 27,7 auf 27,2 Prozent zurückgehen, der Anteil von Erdgas aber von 21,7 auf 26,0 Prozent steigen.

Was die Entwicklung des Ölpreises betrifft, versuchen die Ölproduzenten zu beruhigen: Zwar werde der nominelle Opec-Referenzpreis bis zum Jahr 2020 bei durchschnittlich 110 Dollar (81,5 Euro) je Fass bleiben und bis 2035 auf 160 Dollar steigen - inflationsbereinigt soll der Preis aber auch 2035 bei nur 100 Dollar liegen (Günther Strobl, DER STANDARD, 8.11.2013)