Das hienieden noch erleben zu dürfen! Wie ein Heiliger Vater in diesen Tagen scheinheilige Kämpfer gegen Armut und für soziale Gerechtigkeit links überholt, hätte sich die sozialdemokratische Basis dieses Landes bis vor kurzem nicht einmal unter Beihilfe des Heiligen Geistes träumen lassen. Hie Franziskus, da Josef - unterschiedlicher könnten die Bekenntnisse inspirierter Namensträger zur Selbstbescheidung gar nicht ausfallen, als sie uns mit dem Wechsel im Vorsitz des SPÖ-Klubs geoffenbart wurden. Zugegeben, der Papst hat es leicht. Gratislogis, Gratisverköstigung, für schmuckes Outfit rund um das Kirchenjahr ist gesorgt. Cap hingegen muss für alles selber aufkommen, und dafür soll er seiner Partei auch noch einen neuen Katechismus basteln - da legt er mit der Aufstockung seines Abgeordnetenbezugs auf mickrige 14.000 Euro geradezu ein Armutsgelübde ab, wenn auch ein aktuell sozialdemokratisches.
Es spricht nicht für eine bei solchen Gelegenheiten besonders gern beschworene monolithische Gesinnungsgemeinschaft, dass sich darob Unmut aus den eigenen Reihen vernehmen ließ, und das nicht zu knapp. Aber wie soll jemand, der mit tausend bis 1500 Euro monatlich auskommen muss, also zu den Schutzbefohlenen der Partei gehört, verstehen, dass das Leben mit 8300, oder nach dem Beispiel des Salzburger SP-Obmannes mit 7700 Euro, kein Honiglecken ist, wenn einen die Last der politischen Verantwortung so niederdrückt, wie es in den letzten Wahlerfolgen zum Ausdruck gekommen ist. Da darf man die aufmunternde Wirkung eines kleinen Bonus nicht unterschätzen, wenn sich neue Triumphe einstellen sollen. Auch sollte man die Bedeutung persönlicher Altersvorsorge nicht unterschätzen, mögen auch Politikerpensionen noch immer vergleichsweise sicher sein.
Das Verständnisproblem liegt aber nicht nur in der Summe - warum nicht, wenn die SPÖ im Geld schwimmt? -, sondern an der Grundeinstellung. Cap ist ohne Zweifel intelligent und politisch erfahren genug, um gewusst zu haben, dass dieses Abcashen in der gegenwärtigen (partei)politischen Situation Zorn erregen und der SPÖ schaden müsste. Den Beteiligten war 's egal. So egal, dass sie nicht einmal eine überzeugende Begründung für das Douceur zu liefern für nötig hielten. Schön, dass Cap nun glücklich ist, an einem neuen Parteiprogramm mitarbeiten zu dürfen, aber seit wann wird man in einer Partei - egal in welcher, aber besonders in der SPÖ - für solches Glück extra entlohnt? Und seit wann ist die Programmarbeit ein Beruf?
Ob dieses Programm, an dem auch andere - ähnlich entlohnt? - mitarbeiten sollen, einer neuen Gerechtigkeit Bahn brechen und Caps Partei wieder zu Erfolg verhelfen wird, bleibt abzuwarten. Teuer wird es auf jeden Fall. Es sei denn, das Glück ist gratis. Dann sind 6000 Euro monatlich allein für die Präsidentschaft im Renner-Institut geradezu ein Schandlohn.
Oder sagen wir besser ein Schmerzensgeld zur Linderung der Unerwünschtheit als Klubobmann. Dankbarkeit ist zwar bekanntlich keine politische Kategorie - aber ist es nicht die SPÖ, die die Gesellschaft verändern will? (Günter Traxler, DER STANDARD, 8.11.2013)