Wien – Der liebe Gott hat Terrence Boyd nicht erschaffen, um zu kombinieren, den Eisenbahner zu praktizieren, die Mitspieler mit mehr oder weniger genialen Passes zu versorgen. Der 22-jährige US-Amerikaner soll einfach nur vorne stehen, seinen bulligen Körper einsetzen und Tore schießen. Das muss im Fußball auch reichen. Rapid deckt laut Trainer Zoran Barisic momentan alle Facetten des österreichischen Kicks ab, der Coach ist in der glücklichen, aber doch stressigen Lage, die Aufstellung würfeln zu können.
Gegen Genk ergab das zum Beispiel eine Fünf, also spielte der Grieche Thanos Petsos. Marcel Sabitzer trägt zwar die Rückennummer 24, durfte trotzdem mitmachen. Die Rapidler haben sich übrigens schon nach dem Aufwärmen in die Fankurve begeben, verneigten sich vor der Anhängerschaft, applaudierten ihr. Das war überhaupt nicht schleimig gemeint. Da die Liebe keine Einbahnstraße ist, kam sie zurück. Genk ist ein Spitzenteam aus Belgien, seit 16 Partien ungeschlagen und durchaus erfahren.
Rapid versuchte von Beginn an, ein schnelles Kombinationsspiel aufzuziehen, in Ansätzen war das durchaus bemerkenswert, allerding klappte ab und zu bereits der vorletzte Pass nicht ganz. Die Belgier lauerten auf Konter, in der 27. Minute setzten sie einen nahezu perfekten. Den Schuss von Jelle Vossen kann Christopher Trimmel noch vor der Linie wegschlagen, der Abpraller gelangt zu Benjamin De Ceulaer. Der wird von Tormann Jan Novota angesprungen und zu Fall gebracht, den gerechtfertigten Elfer verwandelt Serigne Mbodij staubtrocken zum 1:0. Rapid setzte die Facette fort, praktisch in jedem Spiel in Rückstand zu geraten. Ein leichter Schockzustand folgte, Genk hatte eineinhalb Chancen aufs 2:0.
Die Sieges-Facette
40. Minute: Corner Branko Boskovic, Mario Sonnleitner köpfelt an die Stange, Boyd reagiert wunderbar und blitzschnell, köpfelt das 1:1. 45. Minute und ein paar Sekunden, die Nachspielzeit war angebrochen. Trimmel flankt aus dem Lauf, Boyd schraubt sich in die Höhe, nickt zum 2:1 ein. 34.300 Zuschauer im Happel-Stadion sind aus dem Häuschen, die 1500 Belgier eher ausgenommen. 60. Minute: Da die Belgier kontern können, gleicht Thomas Buffel aus. Das Match blieb schwungvoll, absolut offen, in der 77. Minute wurde Edeljoker Guido Burgstaller eingewechselt.
Die Facette, in der Europa League zu gewinnen, konnte Rapid trotz guter Vorstellung nicht zeigen. Der 28. November bietet die nächste Gelegenheit, der FC Thun kommt. Die Schweizer unterlagen Dynamo Kiew 0:2. Kapitän Steffen Hofmann: "Wir müssen an die kleine Chance glauben, die wir haben." Boyd: "Hätten wir gewonnen, wäre ich zufrieden." (Christian Hackl, DER STANDARD, 08.11.2013)
Fußball-Europa-League - Gruppe G (4. Runde):
SK Rapid Wien - KRC Genk 2:2 (2:1).
Wien, Ernst-Happel-Stadion, 34.300, SR Aydinus/TUR
Torfolge:
0:1 ( 28.) Mbodji (Elfmeter)
1:1 ( 40.) Boyd
2:1 (45.+2) Boyd
2:2 ( 61.) Buffel
Rapid: Novota - Trimmel, Sonnleitner, Dibon, Schrammel - Petsos, Boskovic (81. Behrendt) - S. Hofmann (87. Starkl), Schaub, Sabitzer (77. Burgstaller) - Boyd
Genk: Köteles - Ngcongca, Mbodji, Koulibaly, Tshimanga - Hyland - Buffel, Gorius, Camus (91. Kumordzi), De Ceulaer - Vossen
Gelbe Karten: Novota, S. Hofmann, Burgstaller bzw. Keine