Erhöhte Schadstoffkonzentrationen können Auswirkungen auf die Atmung, das Herz-Kreislauf-System und das zentrale Nervensystem haben.

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Wien - Obwohl die gesetzlichen Grenzwerte in den meisten Fällen eingehalten werden, atmen viele Europäer noch immer Luft ein, die ihrer Gesundheit schadet, so die Ergebnisse aktueller Studien der WHO."Wir sind noch nicht da, wo wir sein sollten, aber wir haben schon einiges erreicht", sagte Jürgen Schneider, Experte für Luftqualität des Bundesumweltamtes, am Donnerstag bei einem Pressegespräch in Wien.

Welche Auswirkungen erhöhte Schadstoffkonzentrationen in der Luft auf die Gesundheit haben können, machte Marie-Eve Heroux von der WHO deutlich. Belastet werde von einer schlechten Luftqualität nicht etwa nur die Atmung, sondern auch das Herz-Kreislauf-System oder das zentrale Nervensystem.

In Europa sei die Luftqualität zwischen 2000 bis 2010 zwar stabil gewesen, sagte sie, die von der WHO festgelegten Grenzwerte seien aber in den meisten Ländern deutlich überschritten worden. Die schlechte Qualität der Luft habe die Lebenserwartung der Europäer im Jahr 2005 immerhin um durchschnittlich 8,5 Monate gesenkt, erklärte Schneider.

Feinstaubproblem

Bei Schadstoffen wie Schwefeldioxid oder Blei seien zwar Erfolge erzielt worden, doch auch in Österreich bestehe "durchaus noch Handlungsbedarf", machte er deutlich. Würde sich das Gesetz nämlich an den WHO-Richtlinien orientieren, hätten man flächendeckend ein Feinstaubproblem.

Vor allem was die Feinstaubkonzentration betrifft, legt die WHO nämlich deutlich strengere Maßstäbe an. Verbessern könnte man die Lage laut Schneider etwa durch eine Verringerung des Verkehrs, staubmindernde Maßnahmen auf Baustellen oder thermische Sanierungen von Gebäuden.

Österreich sollte auf strengere Regelungen drängen

Neben gesundheitlichen Gründen wären weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität auch wirtschaftlich sinnvoll, führte der Experte für Luftqualität aus. Der finanzielle Nutzen wäre wesentlich größer als die notwendigen Investitionen.

Auf europäischer Ebene sollte Österreich auf strengere Regelungen drängen, empfahl er. Die EU-Kommission arbeite derzeit an neuen Vorschlägen für die europäische Luftreinhaltepolitik. Wenn alles nach Plan läuft, werden diese laut Schneider noch in diesem Jahr, dem "Europäischen Jahr der Luft", vorgelegt. Als Grundlagen für diese Überarbeitung dienen auch die Studien der WHO. (APA, 8.11.2013)