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Für einen Menschen ist der Kontakt mit einem Dornenkronenseestern höchst unangenehm. Für Korallenriffe hingegen ist das Vordringen der gefräßigen Räuber verheerend.

Foto: APA/EPA/CORAL REEF ALLIANCE/REG HERNANDEZ

Sydney - Sie sind vielarmig, haben einen Durchmesser von 30 bis 40 Zentimetern und sind von spitzen Giftstacheln bedeckt, die bei Menschen schmerzhafte und lang anhaltende Verletzungen verursachen können: Dornenkronenseesterne. Das eigentliche Gefahrenpotenzial der Stachelhäuter ist jedoch ein ökologisches. Die Tiere ernähren sich von Steinkorallen und können bei massenhaftem Auftreten schwere Schäden an Riffen verursachen.

Warum Dornenkronenseesterne in Abständen von 14 bis 15 Jahren in so großer Zahl auftreten, dass von einem "Ausbruch" oder einer "Invasion" gesprochen wird, ist noch nicht geklärt. Immerhin erlaubt dieser Zyklus den Korallen, sich zwischenzeitlich wieder zu erholen. Allerdings müssen dafür die übrigen Umweltbedingungen passen, und das tun sie am australischen Great Barrier Reef schon lange nicht mehr. 

Gefräßige Räuber, geschwächte Beute

Korallenforscher Morgan Pratchett von der James-Cook-Universität in Townsville nennt die Auswirkungen von Zyklonen, durch erhöhte Wassertemperaturen  ausgelöste Korallenbleiche und die Ablagerungen, die sich durch den Ausbau von Häfen und Städten entlang der Küste ergeben, als zusätzliche Belastungsfaktoren. Die Riffe sind somit schon geschwächt, bevor die gefräßigen Seesterne über sie herfallen.

Dornenkronenseesterne stülpen ihren Magen über einen Korallenstock, verflüssigen das lebende Gewebe mit ihren Verdauungsenzymen und saugen den Nahrungsbrei auf - zurück bleibt nur das tote Kalkskelett. Auf diese Weise kann ein einzelner Dornenkronenseestern pro Jahr bis zu 20 Quadratmeter eines Korallenriffs kahlfressen. Und schon jetzt ist den Forschern zufolge etwa eine Million der Tiere unterwegs, eine Zahl, die sich in den kommenden zwölf Monaten noch deutlich erhöhen soll. Wenn nicht dringend Eindämmungsmaßnahmen ergriffen würden, werde das Riff in fünf bis zehn Jahren auf seiner ganzen Länge von 2.300 Kilometern befallen, befürchtet Pratchett.

Wie man Seesterne bekämpft

Eindämmung in großem Maßstab ist allerdings nicht möglich, stattdessen ist Handarbeit gefragt: Bislang bestand die einzige Methode darin, die Seesterne - mit aller gebotenen Vorsicht - einzeln aufzuklauben. Pratchett hat nach eigenen Angaben mit seinem Kollegen Jairo Rivera Posada inzwischen aber eine effektivere Methode entwickelt.

"Wir spritzen den Dornenkronen Ochsengalle", erklärt Pratchett. "Sie sterben innerhalb weniger Stunden ab." Ein Taucher könne mit einem 5-Liter-Container in einer Stunde 300 Dornenkronenseesterne injizieren. Das fällt zwar immer noch eher unter Einzelkampf als unter Massenbekämpfung, geht aber doch schneller als die mühsame Pflückarbeit. Fünf bis sechs Boote mit jeweils zwölf Tauchern könnten laut Pratchett genügen, die sich anbahnende Invasion einzudämmen. (red, derStandard.at, 8. 11. 2013)