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"Diabetes wird ausschließlich zu einer Lifestyle-Erkrankung erklärt", warnt Andreas Fritsche von der Deutschen Diabetes Gesellschaft.

Foto: apa/dpa/Gero Breloer

Berlin - Jährlich sterben weltweit etwa 36 Millionen Menschen an nicht-ansteckenden Erkrankungen, zu denen neben Diabetes unter anderem Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen zählen. Als größte Risikofaktoren werden am häufigsten Rauchen, Bewegungsmangel sowie Fehl- und Überernährung angeführt.

"Mehrere internationale Studien haben gezeigt, dass durch Lebensstiländerungen die Hälfte aller neuen Diabeteserkrankungen in den ersten Jahren verhindert werden können. Dadurch entsteht aber auch der Eindruck, dass man mit einer gesünderen Lebensweise Diabetes populationsbezogen verhindern kann und eine Erkrankung primär auf Präventionsverweigerung zurückzuführen ist", sagt Andreas Fritsche von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).

Dem Experten zufolge werde Betroffenen häufig unterstellt, sie seien selbst schuld an ihrer Erkrankung. Außerdem suggeriere dies, dass eine medikamentöse Therapie bei Diabetes Typ 2 gar nicht mehr nötig ist, wenn Betroffene nur genug Übergewicht abbauen, sich mehr bewegen und anders essen. "Diabetes wird damit ausschließlich zu einer Lifestyle-Erkrankung erklärt", warnt Fritsche. Menschen mit Diabetes seien jedoch auf ärztliche Behandlung angewiesen, zu der ab einem höheren Stadium der Erkrankung in der Regel eine medikamentöse Therapie gehöre.

Darüber hinaus tragen bestimmte Menschen unabhängig von ihrem Lebensstil ein besonders hohes Risiko für Diabetes und sprechen gleichzeitig nicht auf die herkömmliche Diabetesprävention an. "Präventionsanbieter und Ärzte müssen sich mehr diesen mit hohem Risiko und Krankheitslast geschlagenen Menschen zuwenden", heißt es von Seiten der DDG.

Demnach sollten Menschen mit Diabetes Typ 2 Maßnahmen erhalten, die ihre individuellen Krankheitsmechanismen spezifisch ansprechen: "Der schlanke Mensch mit Prädiabetes braucht eine andere Prävention als der Übergewichtige. Jemand mit erhöhtem Nüchternblutzucker braucht andere Maßnahmen als derjenige mit erhöhtem postprandialen Blutzucker. Menschen mit isolierter Insulinresistenz brauchen wiederum andere Maßnahmen als jene mit isolierter Insulinsekretionsstörung oder mit erhöhtem Leberfett", fasst Fritsche zusammen. (red, derStandard.at, 8.11.2013)