"Wenn es bis Jahresende keine Entscheidung gibt, dann stehen wir nächstes Jahr im Sommer wahrscheinlich auf der Straße."

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Als sanierungsbedürftig und viel zu klein gelten die Gebäude der Universität für angewandte Kunst schon länger, ein Renovierungs- und Erweiterungsprojekt für das Uni-Gebäude zwischen Ring und Wienfluss ist in Abstimmung mit dem Wissenschaftsministerium fast fertig geplant. Die Realisierung wurde aber auf die Zeit nach der Nationalratswahl verschoben und steht nun weiterhin aus. Vor allem der Schwanzer-Trakt aus den 1960er-Jahren ist das Sorgenkind. In dem Gebäude bestünden grobe Baumängel, sowohl bei der Sicherheit, den Elektro- und EDV-Installationen, den Sanitäranlagen als auch bei der Fluchtwegsorganisation, sagt der Rektor der Angewandten, Gerald Bast. "Das ist ein Gebäude, das den Anforderungen einer Universität nicht mehr entspricht", so Bast im Gespräch mit derStandard.at. 

Seit April wartet die Angewandte nun auf die Baufreigabe, insgesamt kostet das Projekt 105 Millionen Euro. "Jetzt wird zwischen Wissenschafts- und Finanzministerium Pingpong gespielt. Im Hintergrund steht auch ein Interessenkonflikt darüber, wer wie viel Einfluss bei Universitätsbauten haben soll ", sagt Bast. "Dieser Interessenkampf wird auf dem Rücken unseres Projektes ausgetragen. Vor den Wahlen hat es geheißen, es passiert nichts mehr. Ich bin neugierig, was die neue Regierung sagt, wahrscheinlich, dass sie andere Sorgen hat. So kann man mit einer Universität nicht umgehen."

Umbau und Ausweichquartier

Auf Eis gelegt ist derzeit jedoch nicht nur die Sanierung des Uni-Gebäudes, unsicher ist auch das mögliche Ausweichquartier. Geplant war eine temporäre Übersiedelung in das alte WU-Gebäude, nun hat aber auch das Parlament Interesse an dem Bau nahe der Spittelau gezeigt. Ob, wann und wie lange die Gesetzgeber das Gebäude brauchen, ist jedoch nicht beschlossen, die Angewandte muss einstweilen warten. Doch die Zeit drängt. "Wir müssen im Sommer nächsten Jahres übersiedeln, für Adaptierung und Übersiedelungslogistik braucht man aber mindestens ein halbes Jahr Vorlaufzeit."

Ohne Ausweichquartier und ohne Baufreigabe gibt es keinen Umbau. Die Universität muss aber im Sommer aus dem Schwanzer-Trakt, spätestens dann sei dieser "weder sicher noch geeignet für einen Betrieb", sagt Bast und fügt hinzu: "Wenn es bis Jahresende keine Entscheidung gibt, dann stehen wir nächstes Jahr im Sommer wahrscheinlich auf der Straße." (Sebastian Pumberger, derStandard.at, 8.11.2013)