Französin Danièle Nouy als Bankenprüfer?

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Der Euro ist männlich. Seit vielen Jahren stand dieser Satz quasi als Fixgröße im Raum, wenn es darum ging, Spitzenposten in einer europäischen Institution zu besetzen, die mit der Abwicklung der Geld- und Krisenpolitik beschäftigt ist: Der Niederländer Jeroen Dijsselbloem als Chef der Eurogruppe; der Deutsche Klaus Regling als Chef des Eurohilfsfonds (EDSM); zuletzt der Luxemburger Yves Mersch als Nachrücker ins Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt - das waren die vergangenen Postenbesetzungen, die vor allem seitens des Europäischen Parlaments als allzu männerlastig heftig kritisiert worden waren.

Damit dürfte es nun bald vorbei sein, wenn die Eurofinanzminister demnächst über die Besetzung der Spitze der künftigen gemeinsamen Aufsichtsbehörde über alle Banken im Euroraum entscheiden. Diese Aufsicht wird, wie berichtet, direkt in der EZB eingerichtet und soll mit Jahresbeginn ihre Arbeit aufnehmen.

Zwei Kandidaten

Der Rat der Zentralbank hat am Donnerstag zwei Kandidaten dafür vorgeschlagen, aber keine Reihung vorgenommen: die Französin Danièle Nouy und den Niederländer Jan Sijbrand. Beide sind derzeit die Chefs der Bankenaufsicht ihrer Herkunftsländer. Auch wenn die EZB die beiden als gleichrangige Kandidaten nominierte, scheint klar, dass die Französin Nouy klare Favoritin für das neue Amt ist, gewählt auf fünf Jahre, heißt es im Europäischen Parlament. Dort wird der Personalvorschlag im zuständigen Ausschuss abgestimmt. Nach den eigenen Vorgaben der EU-Parlamentarier im Zuge eines Beschlusses bei der Mersch-Ernennung wäre nun eine Frau dran.

Spricht sich das EU-Parlament für Nouy als oberste Bankenaufseherin aus, sind als Nächstes die Eurofinanzminister am Zug, die eine Entscheidung mit Zweidrittelmehrheit treffen müssen.

In der Frage des künftigen Mechanismus zur Abwicklung von Banken hat sich die EZB indes ganz auf die Seite der EU-Kommission gestellt. Diese spricht sich für eine starke zentrale Stelle als oberste Entscheidungsinstanz aus. Deutschland lehnt das nach wie vor ab, wie Finanzminister Wolfgang Schäuble am Freitag bekräftigte. Er will ein "Netzwerk" mit nationalen Behörden. (Thomas Mayer aus Brüssel, DER STANDARD, 9.11.2013)