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Die letzten Vorbereitungen für die UN-Klimakonferenz in Warschau. Zeitgleich mit der Veranstaltung der Uno trifft sich in der polnischen Hauptstadt die internationale Kohlelobby.

Foto: epa/gzell

Schwarz rauchende Schlote, ätzender Rauch und feiner Kohlestaub sind typisch für Oberschlesien. "Dreckig, aber reich!", grinsen die Kumpel aus dem polnischen Kohlerevier schon mal und fluchen über Klimaschützer, die ihnen die Arbeit und den sehr guten Lohn wegnehmen wollen.

Den aus aller Welt anreisenden Teilnehmern zur 19. UN-Klimakonferenz in Warschau, die am Montag beginnt und bis zum 22. November dauern soll, werden zwar die oberschlesischen Dreckschleudern rings um Kattowitz und Belchatow erspart bleiben. Doch ein Streit mit den Chefs und Managern der Kohlegruben ist vorprogrammiert.

Denn Polen richtet nicht nur die UN-Klimakonferenz COP19 aus, in deren Rahmen ein neues Klimaabkommen vorbereitet wird, das 2015 unterzeichnet werden soll. Vom 19. bis 22. November, also zeitgleich, trifft sich auch die internationale Kohlelobby in Warschau. Auf Einladung von Polens Wirtschaftsminister Janusz Piechocinski wollen die Kohlelobbyisten auf ihrem "Internationalen Kohle- und Klimagipfel" den fossilen Brennstoff als zukunftsträchtigen, billigen und inzwischen auch sauberen Energieträger vorstellen. Die neuesten Technologien sollen dies angeblich gewährleisten. Umweltschützer hatten diese seltsame Koinzidenz der beiden Gipfel schon zuvor scharf kritisiert, doch Polens Medien griffen das Thema ebenso wenig auf wie die Politik.

Klimamuffel in Aktion

Und so werden nun Kohlelobby und vermutlich auch die straff gewerkschaftlich organisierten Kumpel aus Schlesien, die eigens nach Warschau reisen wollen, gegen Ende des Klimagipfels, wenn die wichtigen Entscheidungen fallen sollen, massiv für die Ausweitung des Kohletagebaus und den Neubau weiterer Kohlekraftwerke werben.

Schon die Bewerbung Polens um die Abhaltung der Klimakonferenz löste bei Kritikern Stirnrunzeln aus. Polens Umwelt- und Wirtschaftsminister gelten als ausgesprochene Klimamuffel. Immer wieder vereitelten sie in den vergangenen Jahren mit einem Veto eine gemeinsame EU-Politik zur Absenkung des CO2-Ausstoßes. Bevor nicht auch China, die USA, Brasilien und eine Reihe von weiteren Schwellenländern dem Klimaabkommen beiträten, werde sich Polen in dieser Frage nicht bewegen. Klimaschutz-Vorreiter zu spielen, dem dann aber niemand folge, sei teuer und sinnlos, so das Argument aus Warschau.

Zuletzt bekräftigte auch noch Polens liberalkonservativer Premier Donald Tusk, dass seine Regierung dem Ausbau der erneuerbaren Energien keinerlei Priorität zumesse. Im September sagte er in der oberschlesischen Metropole Kattowitz: "Die polnische Wirtschaft und die polnische Energie basieren weiterhin auf Braun- und Steinkohle sowie in näherer Zukunft auch auf Schiefergas - in modernster, umweltfreundlichster Weise." Die Nutzung erneuerbarer Energien sei wünschenswert, sagte Tusk, stelle aber nicht mehr als eine Ergänzung da. (Gabriele Lesser aus Warschau, DER STANDARD, 11.11.2013)