Der Jucy Camper bietet noch weniger Platz fürs Gepäck.

Fotos von der Reise gibt's in einer Ansichtssache.

Foto: Angelika Mandler-Saul

Eigentlich waren wir ein bisschen wehmütig, als wir unseren Britz Campervan in Alice Springs abgaben, um per Flieger nach Queensland weiterzuziehen. Das Northern Territory mit seinen tropisch feuchten Nationalparks und das Red Center mit den stundenlangen heißen Highwayfahrten durch die rote Erde hatten sich als soviel mehr als nur "Wüste" für uns herausgestellt. Zwar haben wir im Norden nachts unter der tropischen Hitze gelitten, doch 1.500 Kilometer weiter südlich beim Uluru tagsüber geschwitzt und nachts im Bus gefroren. Die Tierwelt war allgegenwärtig, ob morgens ab halb 5 wenn der Regenwald mit seinem Surren, Zirpen, Summen und Zwitschern mit uns aufwachte oder zur Dämmerung, wenn die Fledermäuse in Scharen über uns hinweg flogen, die Papageien wie immer ihren Schnabel nicht halten konnten und die Kakadus und Kookaburras dazu kreischten. Untertags sahen wir mehr Wallabies und Känguruhs in freier Wildbahn als wir zählen konnten und auch viele Greifvögel neben den Highways.

Dafür konnten wir einige Stunden später in Cairns mal wieder ins Nachtleben eintauchen – obwohl wir die sternenklaren ruhigen Nächten auf den einsamen Campingplätzen im Outback mehr als genossen hatten.

Gleich am ersten Abend führte uns der Weg über die gepflegte und belebte Promenade zur künstlich angelegten Schwimmlagune am Meer, abends wunderschön beleuchtet und bis 21 Uhr geöffnet. Da im offenen Meer die Gefahr der "Stingers" (hochgiftige und gefährliche Quallen) ab November allgegenwärtig ist, werden nun hauptsächlich solche künstlichen Pools am Strand oder auch Netze im Meer zum Schwimmen genutzt.

Der größte Unterschied – auf den ersten Blick – zu den vergangenen Wochen im Outback: Hier gibt's genug Wasser, alles blüht und gedeiht, duftet und sprießt. Palmen, Flammenbäume und Frangipanibäume zieren verschwenderisch die öffentlichen Parks, die auch hier mehr als komplett ausgestattet sind: Schattenplätze zum Rasten, Liegen, Picknickgelegenheiten und mehr Barbecue-Plätze denn je.

Im Jucy an die australische Ostküste

Doch das Camperleben ruft auch hier und so starten wir anderntags unsere Tour entlang der australischen Ostküste. Diesmal haben wir einen Jucy Camper gebucht. Auf den ersten Blick wirkt er flott und spritzig, nicht nur wegen der schreienden Farben lila und grün – doch bald stellen wir fest, dass er weder bezüglich Auststattung noch Motorleistung mit dem Hightop Britz mithalten kann. Zu viele Kleinigkeiten, an die wir uns schon gewöhnt hatten (Wäscheleine, Kluppen, Außenlicht, Plastikkübel, MP3-Player, Besen, Wasserkocher für den Morgenkaffee) sind hier, obwohl wir das Rundum Sorglos Paket gewählt haben, schlichtweg nicht vorhanden. Auf den Toaster und die Mikrowelle können wir verzichten.

Wir haben die erste "Berg-Etappe" unseres Australien Urlaubs gleich zu Beginn auf dem Programm. In das kleine Dörfchen Kuranda geht es wild romantisch durch den Regenwand einige Kilometer bergauf, fahrtechnisch für Österreicher natürlich kein Problem, aber für den Jucy eine fast unlösbare Aufgabe.

Dennoch verbringen wir schließlich unsere erste Campernacht mitten im Regenwald in Kuranda. Es ist zwar nicht der gepflegteste Platz, aber wir sind ohnehin mal wieder damit beschäftigt, unser Gepäck für die nächsten zwei Wochen akzeptabel zu verstauen. Und auch hier: Der Britz hatte schon keinen Stauraum, aber der Jucy hat wirklich keinen. Mehr schlecht als recht nutzen wir die obere Etage, auf der eigentlich zwei Erwachsene schlafen können sollten, wieder für unsere Reisetaschen und Rucksäcke. Quetschen die Einkäufe in die Wandtaschen und gurten unsere Rucksäcke kurzerhand auf den Rücksitzen fest, aus denen wir nachts mit der Sitzbank unser Bett bauen werden. Warum Jucy Porzellangeschirr im Campervan hat (vielleicht um Qualität vorzutäuschen), das natürlich nicht nur bei den zahllosen Bodenwellen permanent scheppert, ist uns bis heute nicht klar. Dafür wurde beim Besteck mehr als gespart – wenn hier wirklich vier Erwachsene hausen würden, wäre den ganzen Tag nur Abwaschen angesagt.

Aber die Umgebung! Wir fahren erstmal für einige Tage Richtung Norden in den Tropischen Regenwald des Daintree National Parks, der um einiges älter ist als der Amazonas, und können nach den Wochen im Outback nur staunen. Regenwald, der bis an die kilometerweiten weißen Strände heran reicht, blaues Meer, Zuckerrohrfelder soweit das Auge reicht, üppige Mangoplantagen und... viel Verkehr. Hier grüßen einander am Highway wirklich nur noch die Camper und auch die Freundlichkeit der Australier hat hier im sunny Queensland etwas nachgelassen. Das liegt wohl am florierenden Tourismus – schließlich hat man hier das Great Barrier Reef vor der Haustür.

Dicht und ruppig

Im Daintree Nationalpark ist man mehr als stolz auf den Regenwald, im dortigen Discovery Center geht's über Holzgehwege vorbei an allerlei tropischen Pflanzen, denen es allen immer nur um das eine geht: Sie wollen ans Licht – und dafür tun sie schon einiges. Sie ranken und winden sich, setzen sich auf hohen Bäumen fest und wachsen in alle Richtungen, nur um ans Licht zu gelangen. Der Regenwald ist ein extrem dichtes, dunkles Gemisch aus Farnen, Palmen, Schlingpflanzen, Zedern und Eichen in allen Größen. Dazwischen sehen wir immer wieder den blitzblauen riesigen Schmetterling "Ulysses" dahin flattern. Das bekannteste Tier dieser Region ist der "Cassowary", der Kasuar, seines Zeichens ein, meiner Meinung nach, recht hässlicher Laufvogel, der bis zu 1,8 Meter hoch werden kann, einen blauen Bart hat und mit seinem schwarzen Federkleid ein wenig ruppig wirken soll. Zwar wird der Autofahrer alle paar Meter vor ihm gewarnt, uns hat er sich aber nie gezeigt. Und wir sind wirklich langsam gefahren.

Die Strände im Nationalpark sind kilometerlang und wirken auf den ersten Blick verlockend, doch wegen der giftigen Quallen sind sie, bis auf fotografierende Reisegruppen, meist menschenleer.

Im freien Meer soll man ohne Ganzkörperanzüge gefahrlos schwimmen können und das tun wir dann auch. Irgendwann haben wir uns durch die zahlreichen Broschüren der Bootsanbieter mit ihren Ausflügen geackert und uns für eine Tour mit der "Poseidon" von Port Douglas aus ans äußere Agincourt Riff entschieden. Mit dieser Entscheidung sind wir nicht allein, denn mit uns geben noch fast 50 andere Schnorchel- und Tauchwillige an diesem Tag ihre Flipflops beim Boarding ab.

Nach mehr als eineinhalb Stunden rauer Seefahrt, halten wir kurz hintereinander an drei Riffen. Leider gibt's kaum Sonne, die die Unterwasserwelt erhellt und auch die starken Wellen sind beim Schnorcheln recht anstrengend. Jedoch die Korallenfarben sind die schönsten, die ich jemals gesehen habe - auch viel farbenprächtiger als jene, die ich vor zwei Monaten am Ningaloo Reef gesehen habe. Doch dafür hapert es hier am "GBR" - wie die Aussies wiedermal zeitsparend abkürzen - an Getier. Mir kommt nur ein Reefshark unter, dafür eine Unmenge an kleinen bunten Fischen. Mein persönlicher Höhepunkt war aber ein großer blauer wunderschöner Seestern, den außer mir keiner bei diesem Trip gesehen hat. (Angelika Mandler-Saul, derStandard.at, 14.11.2013)