Berlin/München - Nach dem spektakulären Kunstfund in München hat die Bundesregierung ihr Vorhaben bekräftigt, die Klärung der Besitzverhältnisse zu beschleunigen. "Wir wollen das vorantreiben, und wir werden noch in dieser Woche weitere Einzelheiten zum Prozedere bekannt geben können", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Eine Liste der Werke mit unklarer Erwerbsgeschichte solle umgehend veröffentlicht werden. Seibert schränkte allerdings ein, das Aufklärungsinteresse der Öffentlichkeit und die Interessen der Justiz müssten miteinander in Einklang gebracht werden. "Wir müssen ein rechtsstaatliches Verfahren finden."

Offenlegung gefordert

Der frühere deutsche Kulturstaatsminister Michael Naumann verlangte im "Art"-Magazin, alle 1.400 entdeckten Werke auf der Website www.lostart.de ins Internet zu stellen. Zudem müsse die Herkunftsforschung sofort professionalisiert werden. "Es geht doch nicht, dass damit eine einzelne Kunsthistorikerin beauftragt ist, die als Expertin für 'Entartete Kunst' gilt", sagte er. Die Staatsanwaltschaft Augsburg sei ganz offenkundig überfordert.

Auch der deutsche Vertreter der Jewish Claims Conference, Rüdiger Mahlo, forderte eine sofortige Offenlegung. "Angesichts der vielen Fragezeichen kann das Gebot der Stunde nur lauten: Umgehend größtmögliche Transparenz schaffen", sagte Mahlo dem Magazin. Selbstredend müsse die Veröffentlichung mit Foto und den bekannten Eckdaten sowie Angaben über Urheber, Titel, Maße und ähnliches erfolgen. So könnten mögliche Anspruchsberechtigte auch einen aktiven Beitrag zur Klärung der Herkunft von Bildern leisten.

Stuttgarter Polizei prüft wertvolle Gemälde

Der in München entdeckte Kunstschatz ist indessen möglicherweise größer als bisher angenommen. Die am Wochenende bei Stuttgart auf Bitten des Besitzers in Sicherheit gebrachten 22 wertvollen Kunstwerke werden nach Auskunft des Landeskriminalamtes vom Montag nun geprüft, auch mithilfe von Kunsthistorikern.

Einige der wertvollen Objekte sollen nach Angaben des Schwagers von Cornelius Gurlitt, der sie in seiner Wohnung in Kornwestheim bei Stuttgart verwahrt hatte, im Zusammenhang mit dem Münchner Kunstfund stehen. Die Kunstwerke - überwiegend wertvolle Gemälde - waren am Samstag von der Polizei abgeholt und an einen unbekannten Ort gebracht worden. Den Ermittlern liegen keine Anhaltspunkte für strafbares Verhalten vor. (APA, 11.11.2013)