Die KPN-Stiftung will die Verteidigungsmauer um den niederländischen Telekomanbieter wieder schleifen. An dieser war zuvor der Übernahmeversuch durch den mexikanischen Mobilfunkanbieter America Movil gescheitert. Wie die Stiftung am Montag mitteilte, wolle sie eine Hauptversammlung beantragen, um über den Verkauf ihrer im August erworbenen 4,26 Milliarden Vorzugsaktien zu entscheiden. Sollte sich die Stiftung wie geplant wieder zurückziehen, wäre America Movil von Telekom-Austria-Miteigentümer Carlos Slim erneut Hauptaktionär. Dennoch wäre damit der Weg für eine Übernahme von KPN nicht frei. Die Stiftung behält sich das letzte Wort vor.

Privatisierung

Denn auch nach dem jetzt geplanten Rückzug betont die Stiftung, dass sie weiterhin das Recht habe, wieder Vorzugsaktien in Höhe des begebenen Aktienkapitals minus einer Aktie zu erwerben. Die Stiftung ist beauftragt, die Interessen der Aktionäre, Mitarbeiter und Kunden der KPN sowie der niederländischen Gesellschaft zu vertreten. Sie wurde 1994 bei der Privatisierung des ehemaligen Staatsunternehmens geschaffen und hält bisher rund die Hälfte der Anteile. Damit konnte die Stiftung jede Übernahme im Keim ersticken. An der Amsterdamer Börse stieg die KPN-Aktie bis zum späten Vormittag um 0,28 Prozent auf 2,48 Euro.

In diesem Jahr hatte America Movil, das vom Milliardär Carlos Slim kontrolliert wird, versucht, KPN gänzlich zu übernehmen. Die Mexikaner zogen ihre 2,40 Euro je Aktie schweres Offert allerdings im Oktober angesichts der ablehnenden Haltung der KPN-Stiftung zurück.

Höhere Preis gefordert

Kreisen zufolge hatte KPN einen höheren Preis als die 2,40 Euro je Aktie gefordert. Grund sei eine Steuergutschrift gewesen, die sich aus dem 3,7 Mrd. Euro schweren Buchverlust im Zusammenhang mit dem Verkauf der deutschen Tochter E-Plus an Telefonica Deutschland ergebe. Dem Vernehmen nach forderten die Niederländer einen Preis von 2,65 Euro je Aktie. Damit hätte sich der Preis von 7,2 Mrd. auf 7,9 Mrd. Euro erhöht.

Der Vorgang zeige, dass America Movil außerhalb Lateinamerikas und besonders in Europa Schwierigkeiten habe, wertsteigernde Übernahmen zu tätigen, sagte Robin Bienenstock, Analystin bei Sanford C. Bernstein & Co. in London. "Sie kamen und haben ein Angebot für ein Unternehmen gemacht, ohne die Regeln des Marktes vollständig zu verstehen." (APA, 11.11.2013)