Die meisten der Freigänger mit Fußfessel, die von dem britischen Sicherheitsunternehmen G4S beaufsichtigt wurden, sollen bereits tot, wieder in Haft gewesen sein oder das Land verlassen haben. Trotzdem soll die Firma Rechnungen in zweistelliger Millionenhöhe an die britische Regierung gestellt haben. Als die Betrugsvorwürfe publik wurden, leitete die britische Antibetrugsbehörde ein offizielles Verfahren gegen das Unternehmen und dessen Konkurrenzfirma Serco ein.

In den vergangenen Jahren geriet das Unternehmen allerdings in mehreren Staaten unter Druck. So konnte die Firma bei den Olympischen Spielen in London 2012 nicht genügend Personal zur Verfügung stellen und musste Strafe zahlen. In Österreich wurde der Vertrag des privaten Sicherheitsdienstleisters für ein Anhaltezentrum mit der steirischen Gemeinde Vordernberg scharf kritisiert.

Zahlung an britische Regierung

Vor einer Anhörung vor dem Haushaltsausschuss am Mittwoch, gestand G4S die Überzahlung in der Fußfessel-Causa ein und bot der Regierung an, 24,1 Millionen Pfund (28,73 Millionen Euro) Entschädigung zu zahlen. Das berichtet die BBC. Laut einem internen Bericht kam das Unternehmen zu dem Schluss, dass die Rechnungslegung aber kein Ergebnis von Unaufrichtigkeit oder kriminellen Handlungsweisen war, sondern nur "unangemessen".

Das britische Justizministerium lehnte das Angebot alllerdings ab. Aufgrund des Falles untersucht das Cabinet Office, das die Arbeit der Regierung in London koordiniert und unterstützt, alle ausgelagerten Verträge der Regierung auf ihre Rechtmäßigkeit. Der Bericht soll Ende des Monats oder zu Beginn des kommenden Monats fertig sein.

Die laufenden Untersuchungen sind zudem ein Grund, warum sich G4S nur für die Bereitstellung von Ordnern bei den Commonwealth Games 2014 in Glasgow beworben hat, nicht aber für die Sicherheitsaufgaben. Bevor der Bericht nicht abgeschlossen ist, darf sich das Unternehmen für keine neuen sicherheitstechnischen Verträge mit der britischen Regierung bewerben.

G4S ist mit 620.000 Mitarbeitern der drittgrößte private Arbeitgeber der Welt und in 125 Ländern tätig. (bbl, derStandard.at, 19.11.2013)

Hinweis: Schottland wird zur besseren Übersicht zusätzlich zu Großbritannien als eigener Punkt angeführt. Die Liste erhebt zudem keinen Anspruch auf Vollständigkeit.