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Konventioneller Kaffee wird oft unter katastrophalen Bedingungen produziert - meist ist auch ausbeuterische Kinderarbeit im Spiel.

Foto: dpa/Patrick Pleul

"Und vom Kaffee redet keiner, dass hier die Ausbeutung vor Ort weit größer ist!", protestierte verwichene Woche User "GE", als sich die Ökofuzzis dem Schokolade-Regal in unserer Redaktion widmete. Nun wollen wir hier sicher keinen Wettstreit der Ausbeutung abhalten – erbärmliche Zustände gibt es da wie dort. Ausbeuterische Kinderarbeit beispielsweise gibt es im Kaffeeanbau – und Kindersklaven in den Kakaoplantagen der Elfenbeinküste. Rund 600.000 müssen dort in der Kakaoproduktion unter erbärmlichsten Bedingungen malochen, wird geschätzt. Ohne irgendeiner Chance auf Schulbildung.

In den Kaffeeplantagen von Costa Rica sind es wiederum oft die kleinen Details, die einen Schulbesuch der Kinder verhindern: Da fehlt oft schlicht das Geld für den Schulbus – und vor allem für die Schuluniform. Denn die ist dort Pflicht, wurde uns dort während des Besuches einer Fairtrade-Cooperative berichtet. Geld, das über den garantierten Fairtrade-Fixpreis reinkommt. Geld, mit dem auch über die Fairtrade-Sozialprämie zum Beispiel Einrichtungen in der Kommune finanziert werden können. Wie etwa Schulen.

Bohnen von der Cooperative Gumutindo

Genau deshalb haben wir in der Redaktion nicht nur das Schoko-Regal – sondern auch zwei extra Kaffeemaschinen der Marke Jura, die wir mit Fairtrade-Kaffee befüllen. Die fairen Bio-Bohnen beziehen wir über einen Weltladen – und über den Produktcode 1051026 am Packerl wissen wir mit Hilfe der Fairtrade-Suchmaschine, dass dieser Jambo-Espressokaffee aus der Cooperative Gumutindo in Uganda stammt. Eine Initiative, die vor zehn Jahren formal gegründet wurde – von Kleinbauern, die von der fortschreitenden Liberalisierung des Kaffeemarktes in Uganda und dem dramatischen Preisverfall an der New Yorker Rohstoffbörse in den Jahren 2000 bis 2004 massiv getroffen worden waren.

Finanziert wird unser kleines Fairtrade-Projekt über freie Spenden. Wobei wir als Experiment auch keinerlei Richtsatz angegeben haben, wie viel eine Tasse in etwa kostet. Wer fair genießen will, gibt einfach so viel Geld in die Sammelbox, wie ihm dieser Kaffee gefühlsmäßig wert ist. Das erstaunliche ist: Die Schwarmintelligenz scheint das zu regeln. Seit rund eineinhalb Jahren kommt immer mehr oder weniger so viel Geld zusammen, wie wir tatsächlich für den Kaffeekauf brauchen.

Sechs Kilo pro Monat

Pro Monat sind das je sechs Kilo für beide Maschinen. Im Jahr immerhin 72 Kilo. Wobei: Es waren zugegebenermaßen schon einmal mehr. Rund neun Kilo pro Monat. Aber unser Fairtrade-Kaffee hat übermächtige Konkurrenz bekommen: Gleich daneben stehen jetzt Illy-Kaffeeautomaten, die überall im Haus aufgestellt worden sind. Und bei denen gibt's den Kaffee gratis.

Trotzdem sind aber immer noch genug Menschen bereit, pro Monat genug Geld für sechs Kilo fairen Bio-Kaffee zu spenden. Weil er ihnen das Wert ist. (Roman David-Freihsl, derStandard.at, 12.11.2013)