Fahrradpolizisten sorgen für Ordnung auf den Straßen.

Foto: Lukas Friesenbichler

Bild nicht mehr verfügbar.

>>> zur Rondo-Coverstory

Foto: Rione Magnusson für Johnér Images / Corbis

Pro
Von Karl Fluch

In einem kleinen österreichischen Ort gab es einmal einen Polizisten ohne Führerschein. Dreimal durch die Prüfung gerasselt, drohte ihm der Psychotest, und da beließ er es dabei. (Immerhin, für einen Waffenschein hat es gereicht.) Dieser Polizist fuhr also immer auf dem Rad in den Dienst, den er auf dem Beifahrersitz versah. Jeder im Ort wusste, warum.

Eines Nachts verkostete die Ortsjugend wie üblich Bier an einer Tankstelle als der letzten offenen Theke im Ort, da kamen zwei Polizisten, einer davon ebenjener. Einer orderte Kaffee, ebenjener ein Bier. Das veranlasste einen der anwesenden Gäste ein "Herr Inspektor, ein Bier im Dienst?" durchs Lokal zu rufen - was ein anderer Gast mit "der hot eh kan Führaschein" beantwortete.

Was soll man noch sagen? Es wurde ein schnelles Bier, das im Gelächter wohl säuerlich abging. Heute wäre der Mann eine Autorität auf zwei Rädern. Auf manchem Gebiet mag er hinten nach gewesen sein, als Fahrradpolizist wäre er heute vorn dabei. Vielleicht ist das eine späte Genugtuung.

Kontra
Von Eric Frey

Wien 1, Schottengasse, Kreuzung Schottenring. Eine berüchtigt lange rote Ampelphase. Ich stehe mit dem Rad hinter dem Zebrastreifen und rolle dann langsam zur vorderen Haltelinie vor. Ein zweiter Radfahrer macht es mir nach. Plötzlich ein Schatten von hinten: Ein grimmig blickender Fahrradpolizist stellt den anderen zur Rede. Der zeigt auf mich, doch der Polizist ignoriert mich. Es wird grün, und ich radle schuldbewusst davon.

Das war meine erste und fast einzige Begegnung mit einem Fahrradpolizisten. Auch wenn ich damals noch davongekommen bin, verfolgen sie mich seither in meinen Träumen. Wie der Cyborg T-1000 aus Terminator II nimmt die Exekutive heimtückisch die Form ihrer Opfer an und gibt sich erst im letzten Moment zu erkennen. Ihr einziger Zweck ist es, Radler bei harmlosen Übertretungen zu erwischen, denn richtige Verbrecher finden sich selten auf Radwegen.

Ich habe nichts gegen Polizisten: zu Fuß, im Auto, sogar hoch zu Pferd. Doch das Rad überlasst doch bitte uns.  (Rondo, DER STANDARD, 15.11.2013)