Bregenz - "Dass wir in Bregenz waren, darüber haben wir geschwiegen." Diesen Satz hörten die Historikerin Margarethe Ruff und ihr Kollege Werner Bundschuh in der Ostukraine immer wieder. Mehrmals fuhren sie in die Region um Rowenki, "eine selbst für ukrainische Historiker unbekannte Gegend" (Bundschuh). Sie sprachen mit Frauen und Männern, die in Vorarlberger Fabriken, Haushalten, auf Bauernhöfen, im Wegebau arbeiten mussten. Sie brachten private Spenden, später auch Hilfe des offiziellen Österreich.

Nach ihrer Rückkehr in die Sowjetunion wurden NS-Zwangsarbeiter "als Menschen zweiter Klasse behandelt", erzählte Bundschuh auf Einladung der Gedenkgruppe Bregenz im Theater Kosmos. Oft verschwiegen die früheren Zwangsarbeiter ihr Schicksal bis ins hohe Alter, weil sie Repressalien gegen sie und ihre Familien fürchteten.

"Lange wurde die Dimension der Zwangsarbeit in Vorarlberg tabuisiert", erinnerte Werner Bundschuh an die Ignoranz der Vorarlberger Politik und Wirtschaft bis in die jüngste Zeit. Erst zwischen 2000 und 2005 erinnerte sich das offizielle Österreich und richtete den Versöhnungsfonds ein.

Auf Ruffs und Bundschuhs Ukraine-Aktivitäten folgten weitere Forschungsarbeiten. Die Vorarlberger Illwerke, die auf ihren Baustellen zahlreiche Zwangsarbeiter beschäftigten, kündigten nun an, die Firmengeschichte ergänzen und Unterrichtsmaterialien erarbeiten zu lassen. (jub, DER STANDARD, 13.11.2013)