Wien - Wolfgang Kos, Direktor des Wien-Museums bis zum Jahr 2015, fasste sich am Dienstagabend zunächst ungewöhnlich kurz: "Ich freue mich." Unmittelbar davor hatte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) im Rahmen eines "Hintergrundgesprächs" bekannt gegeben, dass die Standortfrage geklärt sei: Das Museum werde am Karlsplatz bleiben - und einen Erweiterungsbau erhalten. Eine Übersiedelung an den Hauptbahnhof, die Kos vehement abgelehnt hat, ist damit gestorben.

Bereits im Jahr 2003, nach seinem Amtsantritt, machte Kos auf die Raumnot im Gebäude von Oswald Haerdtl aufmerksam. Ideen, wie diese zu beheben sei, habe er zwar, aber sie seien noch nicht bis zu Ende gedacht bzw. finanziert. In der Folge schlug er unter anderem vor, mit einem Teil der Schausammlung das Künstlerhaus gegenüber zu bespielen. Und im Jahr 2008 ließ er von drei Architekturbüros Vorschläge für Erweiterungen über und unter der Erde visualisieren. Da eine Umsetzung ob des sensiblen Ortes neben der Karlskirche ungewiss schien, plädierte Kos damals für einen Neubau irgendwo anders innerhalb des Gürtels. Im Juli 2009 kündigte Mailath im Gespräch mit dem STANDARD einen Neu- oder Erweiterungsbau an: Er wollte "bis zur Wahl" im Jahr 2010 die Entscheidungsgrundlagen für einen internationalen, zweistufigen Architekturwettbewerb vorbereitet haben. Dann ließ er jahrelang über mögliche und unmögliche Standorte, 70 an der Zahl, befinden.

Nun glaubt Mailath, dass der Wettbewerb 2015 ausgelobt werden könne. Die Finanzierung des Projekts ist weiterhin offen. Kos sprach 2009 von "25 bis 30 Millionen Euro" für einen Erweiterungsbau; Mailath meinte am Dienstag, dass ähnliche Projekte im Ausland "70 bis 100 Millionen" gekostet hätten. Es gibt aber bis dato nicht einmal einen Gemeinderatsbeschluss, nur eine Willenserklärung der Stadtregierung.

Klar sein dürfte lediglich, welche Fläche für die Erweiterung zur Verfügung steht: Sie ist im Plan (oben) rot markiert. Die Sicht auf die Karlskirche werde vielleicht noch weiter eingeschränkt, aber es würden, so der Architekt Wilfried Kuehn, keine zentralen Sichtachsen unterbrochen. Zudem betont sein Plan die Ausrichtung der Karlskirche beziehungsweise die Diagonale hin zu Otto Wagners Stadtbahnpavillons. Es könnte also eine symmetrische Anlage entstehen; das Gebäude der Technik und die Erweiterung des Wien-Museums würde das Barockjuwel sozusagen einfassen.

Wie die neue Architektur aussehen könnte, ist derzeit völlig unklar. Thema sei nicht ein Anbau oder Zubau, sondern ein "Gegenüber": der Haerdtl-Bau, der nicht für die heutige Zeit errichtet worden sei, brauche, ein solches.

Ob das Gelände des neuen Hauptbahnhofes daher kulturelle Wüstenei bleiben wird? Mailath meinte, man sei in Gesprächen. Als "konkrete Ideen" nannte er eine Kunsthalle, einen "multifunktionalen Kultur-Cubus" und eine "Musical-Halle". (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 13.11.2013)