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Vermögensverwalter und Ex-Hypo-Chef Tilo Berlin wand sich im Maps-Prozess durch seine Zeugenaussage.

Foto: APA/Schlager

Wien - Ganz konnte er sich dem Blitzlichtgewitter nicht entziehen. Als Ex-Hypo-Chef Tilo Berlin am Dienstag das Wiener Handelsgericht betrat, erwarteten ihn dort bereits Kameraleute, Fotografen und Reporter, ihr Arbeitsgerät aktiviert. Vor dem Verhandlungssaal, in dem Berlin im Prozess BayernLB gegen Hypo-Mitarbeiterprivatstiftung (Maps) als Zeuge aussagen sollte, war es dagegen ruhig. Die Kameras blieben ausgeschaltet, die Fotoapparate auch.

Anwalt Malte Berlin, der seinen Bruder, der dem Verfahren als Streithelfer für die Maps beigetreten ist, vertritt, hatte zuvor klargemacht: Sein Bruder wolle nicht ins Bild gesetzt werden.

Das besorgte Tilo Berlin dann selbst. In dunkelblauem Nadelstreif, gestreiftem Hemd, immer ruhig und nett, verbrachte er den ganzen Tag im Zeugenstand. Die Bayern werfen Hypo-Verkäuferin Maps (in deren Vorstand Berlin saß) vor, sie habe von eigenkapitalschädlichen Nebenabreden für Vorzugsaktionäre (die Hypo hatte sich zum Rückkauf verpflichtet) gewusst, ohne die Bayern zu informieren. Die Maps weist das zurück. B & Co (damals: Berlin & Co Capital S.a.r.l.) wiederum hat sich Ende 2006 mit 25 Prozent in die Hypo eingekauft und beim Weiterverkauf an die Bayern bestens verdient.

Bei den meisten Fragen zu den Vorzugsaktien entschlug sich Berlin der Aussage, verwies auf seine Einvernahmen vor dem Staatsanwalt. Denn: Ab Montag, einen Tag nach seinem 55. Geburtstag, muss er sich im Strafprozess Vorzugaktien II in Klagenfurt verantworten.

Guter Draht zu Bayern

Grundsätzlich war der Jurist aber "gekommen, um auszusagen" - und er bot aufschlussreiche Einblicke in seine Welt und ins Biotop BayernLB und Hypo. Den Grund für den Einstieg von B & Co in eine "Restrukturierungsbank" Ende 2006 erklärte der Vermögensverwalter mit dem Hypo-Engagement in Südosteuropa, das für die B-&-Co-Kunden attraktiv gewesen sei. Als "Exit-Strategie" sei damals noch der Börsengang der Hypo geplant gewesen. Die Bayern seien "überraschend" dazwischengekommen; nachdem sie am Bawag-Kauf gescheitert waren. Er, Berlin, habe "schon lange einen guten Draht zu den Bayern" gehabt - wie gut, erfuhr man am Dienstag. BayernLB-Chef Werner Schmidt, habe ihn, Berlin eines Tages "auf nüchternen Magen gefragt, ob ich bereit wäre, den Bawag-Vorstand zu übernehmen". Er habe das "sofort abgelehnt; ich hatte nicht die geringste Absicht, wieder in einen Bankvorstand" zu gehen. Am 1. Juni 2007 tat er es doch. In der Hypo, deren Mehrheit "auf ihr Drängen hin" die BayernLB erworben hatte. Warum er nun doch Bankchef wurde? Das sei die Bedingung der BayernLB gewesen, erklärte Berlin, er selbst hätte "nicht die geringste Ambition gehabt, dieses Amt zu übernehmen". Und hätte sich "diese Runde gern erspart", ergänzte er in einer Verhandlungspause. Berlin verließ die Bank im April 2009.

Was die Vorzugsaktien betrifft, äußerte sich Berlin nur zu "Grundsätzlichem". B & Co habe bei ihrem Einstieg gewusst, "dass die Bank Kapitallücken in großem Maße durch Kunstformen von Eigenkapital aufgebessert hat". Auch von der Existenz von Vorzugsaktien habe man gewusst, "aber", so Berlin, "ich habe mich im Detail nicht damit auseinandergesetzt".

Weiter wollte Berlin nicht gehen. Warum es Nebenabreden gegeben habe? "Da entschlage ich mich. Das ist alles für nächste Woche reserviert." Die gleiche Antwort gab er auf viele Fragen des Anwalts der BayernLB. Die Stimmung wurde frostig, aufgeheitert zwischendurch von einem Dialog zwischen Richterin und Berlin. "Blendet Sie die Sonne?" Berlin: "Ich fühle mich erleuchtet." Richterin: "Schauen wir, wie das am Ende des Tages ist."

Angriffig war Berlin beim Thema Umgang der Bayern mit der Hypo. Deren Niedergang sei Hand in Hand mit den Problemen der BayernLB gegangen. Unter deren neuer Führung habe die Hypo keine Zukunft mehr gehabt, man wollte die Bank schnellstmöglich loswerden. Was er mit "keine Zukunft" meine? Berlin bildhaft: "Es war atmosphärisch spürbar, dass es keine Liebe mehr für die Bank und ihre Manager gab."

Das Thema Erleuchtung wurde dann nicht mehr angeschnitten. (Renate Graber, DER STANDARD, 13.11.2013)