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Zhijie Jack Tseng und seine Kollegen haben den Schädel von Panthera blytheae digital rekonstruiert. Die nun beschrieben Funde in Tibet legen nahe, dass es Großkatzen bereits länger gibt als bisher angenommen.

Illu.: AP/Proceedings of the Royal Society B, Mauricio Anton

New York - Über die Entstehungsgeschichte der Großkatzen weiß die Wissenschaft noch recht wenig. Die bisher ältesten fossilen Überreste waren 3,6 Millionen Jahre alte Zahnfragmente aus Tansania, ausgegraben von der britischen Forscherin Mary Leakey in den 1970er-Jahren. Bisher war man der Ansicht, dass die Gruppe vor etwas mehr als 6 Millionen Jahren vom Stammbaum der Kleinkatzen abzweigte.

Bisher ältestes Fossil einer Großkatze

Nun aber haben Paläontologen aktuelle Untersuchungsergebnisse zu einem bereits 2010 gemachten Fund im Fachjournal "Proceedings of the Royal Society B" publiziert, die bisherige Erkenntnisse über den Haufen werfen: Der US-Forscher Zhijie Jack Tseng und seine Kollegen stießen in Tibet auf die Überreste eines Katzenschädels, der sich als das bisher älteste Fossil einer Großkatze herausstellte. Das Tier namens Panthera blytheae ist Untersuchungen zufolge 4,1 bis 5,95 Millionen Jahre alt. "Das Fossil schließt eine große Lücke in der Evolutionsgeschichte der Katzen", schreibt Tseng vom Amerikanischen Naturkundemuseum in New York.


Aus den Schädelüberresten haben die Wissenschafter den ursprünglichen Schädel von Panthera blytheae rekonstruiert. (Quelle: Youtube/Tseng et al, Proceedings of the Royal Society B)

Genetische Analysen deuteten lange daraufhin, dass sich die Unterfamilie der Großkatzen (Pantherinae) vor knapp 6,37 Millionen Jahren von ihren evolutionär nächsten Verwandten, den Kleinkatzen (Felinae), abspaltete. "Unser Fund deutet darauf hin, dass der evolutionäre Ursprung der Großkatzen früher liegt als bisher angenommen", glauben die Wissenschafter.

Über die Aufspaltung der Großkatzen-Familie in die Gattung der "Eigentlichen Großkatzen" (Panthera) - Tiger, Jaguar, Löwe und Leopard - und die der Neofelis - Nebelparder - liefert die Entdeckung ebenfalls neue Erkenntnisse. Bisher ging man davon aus, dass die Trennung der Gattung nicht länger als 3,72 Millionen Jahren zurückliegt. Diese Annahme konnten Tseng und sein Team widerlegen.

Lag der Ursprung der Großkatzen in Zentralasien?

Auch die geografische Lage des Fundorts ist für die Wissenschafter interessant. Die Lebensräume vieler heutiger Großkatzenarten überlappen sich in dem tibetischen Hochland. "Der Fundort legt nahe, dass sich die Großkatzen von Zentralasien aus ausgebreitet haben", erläutern die Forscher weiter. Um weitere Erkenntnisse über die Evolutionsgeschichte der Katzen zu sammeln, wird es im nächsten Jahr weitere Expeditionen in die Region geben. (APA/red, derStandard.at, 13.11.2013)