Mit dem HTC One Max lässt HTC sein Vorzeigesmartphone auf 5,9 Zoll anwachsen.

Foto: derStandard.at/Pichler

Auf der Rückseite findet sich neben der Kamera auch der Fingerabdruckscanner.

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SIM-Slot und microSD-Steckplatz verbergen sich unter der abnehmbaren Rückseite. Der Akku ist nicht ohne weiteres austauschbar.

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Am Display gibt es, wie schon beim HTC One und One Mini, kaum etwas auszusetzen.

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Vergleich: Fünf Zoll vs. 5,9 Zoll.

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Die Kamera überzeugt weder in Innenräumen bei viel Kunstlicht...

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...noch draußen bei relativ guten Aufnahmebedingungen.

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Nachdem HTC das in vielen Tests gelobte HTC One bereits mit dem One Mini von 4,7 auf 4,3 Zoll geschrumpft hat, hat das taiwanische Unternehmen es sich nun auch nicht nehmen lassen, eine große Variante zu bauen. Mit dem HTC One Max und seinem 5,9 Zoll-Display möchte man nun auch die "Phablet"-Fraktion unter den Konsumenten bedienen. Ob das gelungen ist, eruiert der WebStandard-Kurztest.

Gute Verarbeitung...

Verarbeitungstechnisch kann man HTC kaum Vorwürfe machen. Wie das One Mini wird das Max von einer Kombination aus Aluminium und Polycarbonat geziert. Oberhalb und unterhalb des Displays verbergen sich die "Boomsound"-Stereolautsprecher. Ebenso vorne sind eine Benachrichtigungs-LED und die mit 2,1 Megapixel auflösende Frontkamera zu finden.

Hinten wiederum prangt die "Ultrapixel"-Hauptkamera, deren nominelle Auflösung bei vier Megapixel liegt. Direkt darunter, aber immer noch im oberen Drittel, liegt der Fingerabdrucksensor in viereckiger Form. An der unteren Geräteseite finden sich der 3,5mm-Klinkenstecker sowie der microUSB-Anschluss zum Laden und Datentransfer. An Bord ist auch der "IR-Blaster", ein Infrarotmodul auf der Oberseite, um das Phablet als Fernbedienung einzusetzen.

...mit kleinem Makel

Grundsätzlich macht das Max einen soliden Eindruck, die – im Gegensatz zu den anderen One-Modellen – abnehmbare Rückseite erweist sich allerdings als etwas problematisch. Ablösen lässt sie sich mithilfe eines winzigen Schaltermechanismus auf der linken Seite. Offenbar wird sie von ihren Klammern aber nicht ganz sauber in Position gehalten, sodass immer ein minimaler Spalt auf der Unterseite bleibt, der ein Einlasstor für Staub und andere Verschmutzungen ist.

Darunter dem Cover verbergen sich der microSIM-Slot und ein Steckplatz für eine microSD-Karte. Wer auf einen austauschbaren Akku hofft, wird allerdings enttäuscht. Für dessen Wechsel dürften zumindest erweiterte Schraubarbeiten von Nöten sein.

Flotte Hardware

Im Innenleben werkt ein Qualcomm Snapdragon-Chip der 600er-Reihe, die Taktung der Quadcore-CPU liegt bei 1,7 GHz. Der Arbeitsspeicher ist mit zwei GB bemessen, das Grundangebot an Speicherplatz für System und Inhalte beträgt je nach Modell entweder 16 oder 32 GB. Konnektivitätstechnisch kann sich das Max sehen lassen. Angebunden werden kann das Gerät über WLAN 802.11 bis hin zum neuen ac-Standard, daneben Bluetooth 4.0, 3G und LTE.

Der Bildschirm löst mit 1.920 x 1.080 Pixel auf, was eine Dichte von 373 PPI ergibt. Wie schon bei den anderen zwei Geräten ist er über fast alle Zweifel erhaben, scheint jedoch Farben eine Spur weniger intensiv darzustellen, was jedoch mehr Geschmacksfrage denn Problem ist. Erstaunlich ist, dass es zwar einen Eingabestift für das One Max-Display gibt, dieser aber nicht beigelegt ist. Ebenso nimmt man softwareseitig praktisch keine Rücksicht auf diese Verwendungsmöglichkeit.

Performance und Benchmarks

Als System kommt Android 4.3 mit HTC Sense 5.5-Oberfläche und dessen bereits bekannten Features wie dem bildschirmfüllenden Nachrichtenstream "Blinkfeed" und der Kamera-App "Zoe" zum Einsatz. Die Hardware gewährleistet, was sie verspricht. Das Telefon reagiert zügig auf alle Eingaben, die Kamera löst schnell aus und generell ist selbst bei sehr leistungsintensiven Anwendungen bestenfalls ein minimales Ruckeln zwischendurch zu bemerken.

In den verwendeten Benchmarks schneidet das Riesen-Smartphone gut ab. Der Allroundtest Antutu liefert einen Score von rund 25.900 Zählern und platziert das One Max nahe dem Galaxy S4 und - wenig überraschend - dem HTC One. Der Browser-Benchmark Vellamo sieht es mit 2.540 Punkten knapp vor diesen beiden, aber hinter dem Galaxy Note 3 von Samsung. im "Epic Citadel"-3D-Test zeigt das Telefon mit einem Wiedergabeschnitt von 59,4 Frames pro Sekunde (von maximal 60) keine Schwächen

Groß, schwer und nicht optimiert

164,5 x 82,5 x 10,3 Millimeter ist das HTC One Max groß. Mit 217 Gramm bringt es zudem merkbar viel Gewicht auf die Waage Trotz der recht dünn gehaltenen Seitenränder liegt das Gerät leider ungut in der Hand. Wo ein 5,7-Zöller schon oft nicht ganz leicht zu bedienen ist, sprengt das noch etwas größere Format endgültig den Rahmen der Handlichkeit.

Dem System fehlen leider Optimierungen für einhändige Bedienung, die damit meist praktisch nicht möglich ist. Das ist zwar grundsätzlich zu erwarten und mag für Phablet-Interessenten kein gravierendes Problem darstellen, jedoch führt es zu Komplikationen in Verbindung mit dem Alleinstellungsmerkmal des Geräts: Dem Fingerabdruckscanner.

Fingerabdruckscanner, wenn die Theorie...

Grundsätzlich kann sich das System des One Max jeweils vier Scans von bis zu drei Fingern merken. Führt man diese bei eingeschaltetem Sperrbildschirm über den Scanner, können diese eben so viele Aktionen auslösen. Beispielsweise kann man den Zeigefinger einrichten, um die Displaysperre einfach aufzuheben, und den Mittelfinger dazu nutzen, nicht nur zu entsperren, sondern direkt eine App – etwa die Kamera – zu starten.

...an der Praxis scheitert

Soweit die Theorie. Das Konzept scheitert jedoch an der praktischen Umsetzung. Einerseits liegt das daran, dass der Fingerabdruckscanner bei ausgeschaltetem Bildschirm inaktiv ist. Folglich ist auf jeden Fall immer vor dem Scannen das Einschalten über den etwas über der Mitte der rechten Seite platzierten Ein/Aus-Knopf nötig – der erste Knackpunkt, der eine als Komfort gedachte Funktion entwertet.

Das zweite Problem ist, dass selbst mit großen Händen beim Halten des Max mit einer Hand der Scanner nur mit dem Zeigefinger gut erwischt werden kann, ohne das Gerät vorher drehen oder bewegen zu müssen. Andernfalls kommen wieder beide Hände zum Einsatz.

Bis dann die Bildschirmsperre aufgehoben ist, hat man auch schon einen PIN-Code eingegeben oder ein Entsperrmuster gezeichnet. Dabei hilft auch nicht, dass der Scanner meistens zuverlässig arbeitet, wobei freilich keine Aussage über die Langzeitperformance gemacht werden kann. Ähnliches gilt für den mit 3.300 mAh theoretisch ausreichend dimensionierten Akku, der zumindest bei normaler Belastung gut bis zum Abend durchhält. Andere Rezensionen bestätigen diesen Eindruck.

Kamera erfüllt Erwartungen nicht

Wie schon beim HTC One Mini wird leider die "Ultrapixel"-Kamera ihren Versprechen nicht gerecht. Sowohl bei brauchbaren als auch bei schlechteren Lichtbedingungen zeichnen sich die Ergebnisse leider mit deutlich merkbarer Detailarmut aus.

Nichts zu meckern gibt es immerhin an der Audio-Performance. Der Klang der Lautsprecher ist für ein Smartphone in der Tat hervorragend. Selbst bei voller Lautstärke, die für angenehme Beschallung eines 20-Quadratmeter-Raumes gut ausreicht, sind die Qualitätseinbussen (sieht man von besonders ausgeprägten Höhen und Tiefen) nur gering.

Fazit

"Gut gemeint, aber..." lautet wohl am ehesten das passendste Fazit für das HTC One Max und es ist vor allem dem Formfaktor und der daraus resultierenden (Un-)Bedienbarkeit gewidmet. Besonders in Kombination mit dem Fingerabdruckscanner zeigt sich, dass es auch für ein Phablet so etwas wie eine "natürliche Grenze" gibt. Diese hat das HTC One Max leider überschritten. Dies macht den denkbaren Nutzen des Scanners gänzlich zu Nutze, sofern man ihn nicht ausschließlich als Sicherheitsmerkmal betrachtet.

Wer mit HTCs Anpassungen der Android-Oberfläche leben kann, ein gut verarbeitetes Gerät mit großem und überzeugendem Display sucht, das sich leistungstechnisch in der Oberklasse befindet, macht mit dem One Max trotzdem nicht unbedingt einen schlechten Kauf, aber vergleichsweise teuren Kauf.

Als Alternative findet sich beispielsweise das Samsung Galaxy Note 3. Dessen 32 GB-Variante ist im Handel bereits ab rund 560 Euro zu haben und damit gleich 200 Euro günstiger als HTCs Phablet – dazu bringt es deutlich ausgeprägtere Features hinsichtlich der Stifteingabe mit. (Georg Pichler, derStandard.at, 30.11.2013)