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Zum Vergleich: Die Gehaltsabschlüsse im Handel 2007 bis heute.

Grafik: APA

Wien - Zwei Anläufe hat der Handel genommen, nach dem dritten war der neue Lohnabschluss für seine mehr als 500.000 Beschäftigten in trockenen Tüchern. Die finale Runde startete am Mittwoch Vormittag. Anders als in den Vorjahren hatten sich die Sozialpartner zuvor zügig aneinander angenähert. Viel Zeit für Verzögerungen blieb ohnehin nicht. Denn die Gehälter der Angestellten sollten vor dem ersten Weihnachts-Einkaufssamstag geregelt sein.

Die Eckpunkte des neuen Kollektivvertrags: Vollzeit-Angestellte erhalten ab 2014 ein garantiertes Mindestgrundgehalt von 1450 Euro, 2015 steigt es auf 1500 Euro. Wer bis zu 1850 Euro verdient, erhält ab Jänner 2,55 Prozent mehr. Wessen Gehalt darüber liegt, bekommt ein Plus von 2,50 Prozent. Im Jahr darauf gibt es einheitliche Aufschläge von 0,4 Prozent.

Der Handel habe damit klargestellt, dass er kein Niedriglohnbereich ist, sagt Manfred Wolf, Chefverhandler auf Arbeitnehmerseite. Handelsobfrau Bettina Lorentschitsch gibt sich zuversichtlich, dass der Doppelabschluss hin zu einer faireren Verteilung des Lebenseinkommens führt.

Messlatte waren die Metaller. Sie einigten sich jüngst auf eine Erhöhung zwischen 3,2 Prozent für die niedrigeren und 2,5 Prozent für die höheren Gehälter. Der Handel liegt traditionell ein paar Zehntel darunter. Anders als in der Industrie, sind bei ihm deutliche Überzahlungen die Ausnahme. Aufgrund der hohen Inflation blieb seinen Beschäftigten in den Jahren 2010 und 2011 weniger übrig. Seither schaute wieder etwas mehr heraus. Das sollte aufgrund der prognostizierten sinkenden Teuerung auch für 2014 gelten.

Wenig Konsumlust

Die Sozialpartner verhandelten heuer erstmals einen Abschluss für zwei Jahre. Was hoch an der Zeit gewesen war, wie Handelsverbands-Präsident Stephan Mayer-Heinisch betont - ansonsten sei die Branche damit jedes Jahr gut sechs Monate befasst. Viel Spielraum für die Arbeitgeber sieht er nicht. Die Stimmung unter vielen Konsumenten sei schlecht, und die Kaufkraft drohe zu kippen, was sich im Weihnachtsgeschäft niederschlagen könnte. "Es ist ein schleichender Prozess, aber vielen Unternehmen geht nun die Kraft aus", sagt Mayer-Heinisch.

Gefährlich werde es vor allem, wenn internationale Handelskonzerne nicht länger investierten. Jede zusätzliche finanzielle Belastung geht aus seiner Sicht auf Kosten der Zahl an Beschäftigten.

Ab Jänner wird weiter gerungen: Die Sozialpartner wollen sich das komplexe Gehaltsschema vorknöpfen. Lohntabellen, Einstiegsgehälter, die Einordnung von Tätigkeiten sollen in klarere Formen gepresst werden. Zu Knackpunkten für eine Einigung zählen Zuschlagsregeln, flexible Arbeitszeiten und Gehaltskurven zwischen jüngerem und älterem Personal. (Verena Kainrath, DER STANDARD 14.11.2013)