Unter einem Job bei der Polizei stellt man sich gemeinhin nichts Spaßiges vor. Das Tatort-Team aus Dortmund darf bei seinen Ermittlungen in "Eine andere Welt" am Sonntag auf ARD und ORF 2 zumindest ein bisschen spielen. Nein, beruhigt da kühl Kommissar Faber (Jörg Hartmann), als seine besorgte Kollegin ihn bittet, in seinem emotional aufgewühlten Zustand kein Kraftfahrzeug mehr zu lenken. Dabei interessiert ihn das doch gar nicht. "Ich will Sie vergewaltigen."

Eine 16-Jährige wurde ermordet, ein Unterschichtmädchen, das sich gern mit den reichen Kids reicher Eltern herumtrieb. Sie wurde im Auto vergewaltigt – Faber und Kollegin Bönisch (Anna Schudt) nähern sich kriminellen Gemütern eben gern mit vollem Körpereinsatz; sprich: durch Nachspielen.

Foto: ORF/ARD/Thomas Kost

Warum Faber darüber hinaus verhaltensauffällig ist, Sanitäreinrichtungen aus der Wand reißt und halluziniert? Er hat Frau und Kind verloren. Ein Autounfall, bei dem – das erfährt man nach und nach – offenbar jemand nachgeholfen hat. Er ermittelt hier privat, Bönisch hilft und gibt derweil ihrem Stamm-Callboy den Laufpass. Die jungen Kollegen Daniel und Nora pflegen einstweilen ihre ebenso junge Liebe.

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So weit ist gegen dieses kleine Fernsehspiel nichts einzuwenden, zumal hier großartige Schauspieler am Werk sind. Nur kann man sich, wenn man schon das Gefühlsleben von vier Menschen austarieren muss, in neunzig Minuten Sendezeit nicht auch noch mit gebotener Sorgfalt einem Mordfall widmen. Mit ein bisschen Feinjustierung kriegt man im nächsten, vierten Fall aus Dortmund dann hoffentlich beides: Kommissare mit Innen- und Privatleben – und eine ordentliche Mordermittlung. (Andrea Heinz, DER STANDARD, 18.11.2013)

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"Auch wenn die Handlung von 'Eine andere Welt' ein bisschen vorhersehbar ist und die Figuren zuweilen arg grob gezeichnet sind - der Subplot um Lug und Selbstbetrug wühlt auf", urteilt Christian Buß im "Spiegel".

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"Die Gewalttaten, die sie zu klären haben, spielen Faber und Bönisch noch immer nach, eine eigene Marke dieser Ermittler, sehr körperlich. Manchmal treten dabei die Gefühle nach außen, da ist Zorn, aber da ist auch Zuneigung, von der wunderbaren Anna Schudt schön verhalten rübergebracht.", schreibt Holger Gertz in der "Süddeutschen Zeitung", "Sie ist diesmal ein Gegengewicht zu Hartmann als Faber, dessen übernächtigtes Gesicht immer mal wieder in Großaufnahme gezeigt wird. Wie wund so ein Mann aussehen kann, ganz ohne Anflug von Weinerlichkeit. Würden Blicke beben können: Diese Blicke hier beben. Sollte man gesehen haben."

Wie hat Ihnen dieser "Tatort" aus Dortmund gefallen? Top oder Flop? (red, derStandard.at, 17.11.2013)

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