Aus der Wundermaschine wurde nichts.

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Wien – Die Energieprobleme der Menschheit könnten gelöst sein. Wenn Peter B. einen letzten Bauteil bekommen hätte. Blöderweise fehlt der seit 2003 und B. sitzt nicht bei der Nobelpreisverleihung, sondern vor dem Schöffensenat unter Vorsitz von Stefanie Öner. Die Anklage: Schwerer gewerbsmäßiger Betrug mit einem Schaden von 1,3 Millionen Euro.

Akademiker ist der 54-Jährige nicht, aber das muss man ja auch nicht sein, um eine bahnbrechende Erfindung zu machen. Jene B.s beruht auf dem im Jahr 1816 entwickelten Stirlingmotor, bei dem durch Temperaturdifferenzen Energie gewonnen wird.

Bei B. hätten es recht kleine Differenzen und recht viel Energie werden sollen. Zumindest Einfamilienhäuser könnten so mit ein wenig Sonnenlicht mit Strom, Wärme und Kälte versorgt und Autos angetrieben werden.

Video als Funktionsbeweis

Versprechen, die bei Investoren auf Interesse stießen. Auf großes. Zeuge Roland M. und sein Vater etwa investierten 170.000 Euro in eine gemeinsame Firma. "Es hat logisch ausgeschaut", sagt der Mann, der heute deshalb 300.000 Euro Schulden hat. Zum Beweis der Funktionsfähigkeit des Prototyps führte B. das Video eines fahrenden VW-Buses mit einer Apparatur im Laderaum und Kollektoren auf dem Dach vor.

Ein durchgängiges Muster – insgesamt 30 Personen verloren so ihr Geld. Ihre Beteiligungen sicherte er mit dem Patent ab. Für das Australier angeblich fünf Millionen Euro geboten haben. "Er hat gesagt, er wollte das nicht, weil es dann im Krieg in Afghanistan und Irak eingesetzt werden würde", erzählt ein Zeuge.
Vielen Partnern versicherte B., dass es bereits funktionierende Versionen gäbe. Dummerweise wurde deren Besichtigung immer kurzfristig abgesagt, da die Hausbesitzer angeblich nicht wollten.

B. bastelte weiter an Maschinen. Die wurden leider nie fertig. "Er hat gesagt, man kann die Anlage in vier bis acht Tagen mit handelsüblichen Komponenten bauen", erzählt Zeuge Peter T., der 2007 mit dem Angeklagten in Kontakt kam. "Aus vier Tagen wurden dann vier Wochen und dann vier Monate", schildert T. weiter.

Mit Fingerabdurcksensor gesichertes Labor

Im nördlichen Niederösterreich wurde dem Erfinder extra eine mit Fingerabdrucksensor gesicherte Werkstatt eingerichtet. Denn B. wollte alles geheim halten und auch nicht im Firmenbuch auftauchen. Angeblich, da er einen Mordanschlag durch Energiekonzerne fürchtete. Die Vermutung des Staatsanwaltes, er wollte einfach untertauchen, da ihn seit 2003 Gläubiger suchten, ist nicht ganz von der Hand zu weisen.

"Ich bin hundertprozentig sicher, dass es funktioniert", bleibt B. vor Gericht dabei. Dass Sachverständiger Peter Schütz das Gegenteil sagt, ficht ihn nicht an. Schütz erklärt, dass es unmöglich sei, mit B.s System die versprochene Energie zu gewinnen: "Das ist der erste und zweite Hauptsatz der Thermodynamik und da fährt die Eisenbahn drüber."

Am Donnerstag wird fortgesetzt. (Michael Möseneder, DER STANDARD, 14.11.2013)