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Auch auf der Schladminger Planai wird mit Schneekanonen nachgeholfen. Am Samstag öffnet auf der Märchenwiese der Betrieb.

Foto: APA/Dietmar Stiplovsek

Übersicht über Anzahl der Schneekanonen verschiedener Skigebiete.

Grafik: Der Standard

Innsbruck/Wien - Krise? Zumindest bei der österreichischen Seilbahnwirtschaft ist vor Beginn des Skiwinters keine Spur davon zu bemerken. 507 Millionen Euro wollen die Seilbahner in dieser Saison investieren. Das ist zwar nur knapp mehr als der Vorjahreswert, allerdings hatte die Wirtschaft die vor der vergangenen Saison getroffene Prognose im Vergleich zu den tatsächlichen Kosten um fast 90 Millionen Euro zu niedrig angesetzt.

30 Seilbahnen und Lifte wurden und werden um hunderte Millionen Euro neu errichtet. Darunter sind umstrittene Neuerschließungen wie der Piz Val Gronda im Skiverbund Ischgl sowie auch Verbindungsbahnen, die Zusammenschlüsse der bisher getrennten Skigebiete in Wagrain oder Lech-Zürs mit Warth-Schröcken erlauben.

Für Schneesicherheit

Neben Investitionen in die Infrastruktur bleiben auch die Ausgaben für Beschneiungsanlagen konstant hoch. 88 Millionen Euro, um fast zehn Millionen Euro mehr als 2012/13, sind die geschätzten Ausgaben für diese Saison. Allein der Verbund Ski Amadé gab 20 der investierten 70 Millionen Euro für den Um- und Ausbau seiner Beschneiungsanlagen aus. Insgesamt stehen im Skigebiet mehr als 4500 Schneekanonen parat, 90 Prozent der 760 Pistenkilometer sind maschinell beschneibar.

Am Donnerstag startet mit Obergurgl-Hochgurgl das erste österreichische Skigebiet abseits der Gletscher in den Winter. Am Samstag folgt die Planai mit dem Skibetrieb eines Sessellifts. Möglich machen das Opening Mitte November ein bisserl natürlicher Schneefall, kältere Temperaturen - aber vor allem Schneekanonen. Wie viele Beschneiungsgeräte in Österreich eingesetzt werden könnten, um Saisoneröffnungstermine einzuhalten, will die Seilbahnwirtschaft nicht veröffentlichen. Der Großteil der Skigebiete gibt aber bereitwillig Auskunft (siehe Grafik).

Martin Eppacher, Österreich-Chef des Südtiroler Weltmarktführers TechnoAlpin, schätzt die Anzahl der Beschneiungsgeräte in den heimischen Alpen auf mehr als 20.000 Stück. "Allein vor dieser Saison sind rund 800 Geräte dazugekommen. Wir haben 400 geliefert, zur Hälfte Propellermaschinen und Lanzen", sagt Eppacher dem STANDARD. "Die Zeit der Investitionen in Großanlagen ist aber vorbei." Zum Vergleich: 2007 produzierten etwa 3100 Maschinen Kunstschnee - aber auf den gesamten europäischen Pisten. Sechs Jahre später verrichten fast siebenmal so viele allein in Österreich ihren Dienst.

Ein gigantischer Golfplatz

Bei den millionenschweren Investitionen wurden auch einige ältere Maschinen gegen effizientere ausgetauscht. "Diese neuen Geräte brauchen nur noch die Hälfte an Betriebsstunden, sie können aber gewaltige Mengen an Wasser in Schnee verwandeln." Dass in Summe die Anzahl der Schneekanonen aber ansteigt, verdeutlicht das Beispiel Ski Amadé: Drei Viertel der 20 Millionen Euro flossen in neue Beschneiungsgeräte sowie Speicherteiche, ein Viertel wurde in den Austausch bestehender Anlagen investiert.

Für die Versorgung der 20.000 Schneekanonen - und um Fließgewässer zu entlasten - wurden in den vergangenen Jahren 420 Speicherseen errichtet. "Immer mehr werden beantragt", sagt der Salzburger Umweltanwalt Wolfgang Wiener. "Unsere Alpen schauen im Sommer mit den Wasserlöchern schon aus wie ein gigantischer Golfplatz."

Im Zweifel spricht sich Wiener für deren Errichtung in den Bergen aus, anstatt aus Seen und Gewässern in den Tälern Wasser zu entnehmen und es tausend Meter hinaufzupumpen. Die Seilbahnwirtschaft hat den Saison-Wasserverbrauch der Schneekanonen in Tirols Skigebieten auf 16 Millionen Kubikmeter hochgerechnet: Das entspricht dem Jahresverbrauch der vier größten Städte (Innsbruck, Kufstein, Schwaz und Telfs) zusammen.

50 Euro für eine Tageskarte

Den Energiegesamtaufwand der Beschneiungsanlagen gibt die Seilbahnwirtschaft mit 210 GWh an. Das wäre etwa der Jahresverbrauch an Strom von 60.000 Haushalten. Diese Angabe sei zu niedrig angesetzt, kritisieren hingegen Experten.

Für die Beschneiungsanlagen würden im Endeffekt die Wintersportler zahlen, sagt Wiener angesichts von fast 50 Euro pro Tageskarte in manch größerem Skigebiet. "Andererseits gibt es keine Tendenz, dass Skifahrer mehr werden." Die Seilbahner weisen auf die wirtschaftliche Bedeutung des Wintertourismus sowie auf 15.200 Arbeitsplätze bei den Seilbahnbetrieben hin. Zudem sichere sie 64.700 Jobs "bei Profiteuren außerhalb der Bergbahnbetriebe". (David Krutzler, DER STANDARD, 14.11.2013)