Sandra Bauernfeind: "In den letzten Jahren kam sehr viel Eigenkapital herein. Jetzt überlegen die Kunden sehr wohl, ob sie nicht mit Fremdkapital mischen."

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EHL-Wohnimmobilienspezialistin Sandra Bauernfeind berichtet von sinkenden Renditen bei Vorsorgewohnungen und einer zunehmenden Durchmischung von "Vorsorgehäusern ". Die Fragen stellte Martin Putschögl.

STANDARD: Wie ist der Markt, wird noch so viel nachgefragt wie vor einem Jahr?

Bauernfeind: Die Nachfrage ist nach wie vor gegeben. Wir bemerken aber einen kleinen Unterschied in der Finanzierungsstruktur. In den letzten Jahren kam sehr viel Eigenkapital herein. Jetzt überlegen die Kunden sehr wohl, ob sie nicht mit Fremdkapital mischen - was ja Sinn und Zweck einer Vorsorgewohnung ist bzw. auch ein steuerlicher Vorteil wäre. Aufgrund der steigenden Kaufpreise und der weniger gestiegenen Mieten sind natürlich die Renditen nach unten gegangen, sie sind aber nach wie vor interessant, weil mit einer Vorsorgewohnung noch immer mehr zu verdienen ist als etwa mit einem Sparbuch. Und das wird auch so bleiben.

STANDARD: Ist das Angebot da?

Bauernfeind: Ja, aber es gibt weniger von den "reinen" Vorsorgehäusern, die wirklich zu 100 Prozent an Anleger verkauft werden. Sehr oft ist es so, dass wir auch Eigennutzer haben, die in Vorsorgehäusern kaufen, oder Vorsorgekäufer, die in typischen Eigennutzerhäusern kaufen. Da kam es also zu einer Durchmischung der Kundengruppen bzw. auch der Objekte.

STANDARD: Sind solche Mischhäuser aus Verwaltersicht nicht problematisch?

Bauernfeind: Ja, das sieht man bei den Eigentümerversammlungen. In einem Vorsorgehaus erscheinen im Normalfall die wenigsten Eigentümer. Bei einem Objekt mit nur zwei oder drei Vorsorgewohnungen braucht es außerdem jemanden, der für den Eigentümer die Wohnung an neue Mieter übergibt oder zurücknimmt, die Miete weiterverrechnet, den Mietvertrag abschließt und ganz allgemein Ansprechpartner für Mieter ist. Das ist ein eigenes Produkt zusätzlich zur Hausverwaltung, ein sogenannter Top-Verwaltungsvertrag.

STANDARD: Empfehlen Sie Vorsorgewohnungskäufern eigentlich immer eine befristete Vermietung?

Bauernfeind: Das Mietrechtsgesetz hat strikte Kündigungsbestimmungen, die auch für den Neubaubereich gelten. Deshalb empfehlen wir immer eine befristete Vermietung. Es spricht ja nichts dagegen, eine relativ lange Frist zu vereinbaren, etwa zehn Jahre.

STANDARD: Auch bei Altbau-Vorsorgewohnungen? Dort gilt der 25-prozentige Abschlag vom Richtwert.

Bauernfeind: Prinzipiell ja.

STANDARD: Und das wird dann von Ihren Vorsorgewohnungskunden meist auch befolgt?

Bauernfeind: Ja, sehr oft wird unserer Empfehlung nachgegangen. (DER STANDARD, 9.11.2013)