Linz - Der Schock sitzt nach dem Mord und Selbstmord auf dem Gang der Neurologiestation im Linzer AKH beim medizinischen Personal noch tief. Ein 84-Jähriger erschoss Mittwochabend zuerst seine im Krankenbett liegende Ehefrau und dann sich selbst. Erhöhte Sicherheitsvorkehrungen wird es im Krankenhaus aber jetzt dennoch nicht geben.

Verwaltungsdirektor Karl Lenz sieht trotz des tragischen Vorfalls keinen Bedarf und auch keine Möglichkeit, künftig Eingangskontrollen durchzuführen. Täglich seien rund 1000 Personen - Patienten, Mitarbeiter, Besucher, Lieferanten - im Haus. "Das würde den Betrieb komplett stilllegen." Es gebe für die Nachtstunden einen Sicherheitsdienst mit Hund, der allerdings für Vorfälle in den Ambulanzen, etwa durch Alkoholisierte, gebraucht werde.

Für Gerhard Ransmayr, Primar der Neurologie und Psychiatrie, war es keine spontane Tat: "Es war ein genau geplantes Unternehmen." Man wisse aber nicht, ob es "eine Vereinbarung zwischen den beiden war".

Ähnlicher Fall vor 20 Jahren

Das betagte Paar aus Linz lebte zu Hause. Am 6. November stürzte die Frau und erlitt eine Gehirnblutung. Seither war sie in stationärer Behandlung. Die Blutung zog Laut Ransmayr zwar eine halbseitige Schwäche und auch eine "psychische Veränderung" nach sich, insgesamt machte die Pensionistin aber sehr rasche Genesungsfortschritte.

Ransmayr ist überzeugt, dass der Mann niemand anderen gefährden wollte. Denn er wartete ab, bis sich im weiteren Umkreis niemand mehr aufhielt.

Das Personal sei nach den Schüssen trotz des Angebots, außer Dienst zu gehen und psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen, auf seinem Posten geblieben, berichtete Pflegedirektor Erich Gattner. Es gehe den Mitarbeitern aber "nicht gut", schilderte er. "Viele Bilder werden erst in den nächsten Tagen kommen." Einen ähnlichen Vorfall gab es vor 20 Jahren, als ein Mann auf der Intensivstation seinen todkranken Bruder getötet hat. (APA, red/DER STANDARD, 14.11.2013)