Wien - Die Wiener Börse ist am Donnerstag mit etwas schwächerer Tendenz aus dem Handel gegangen. Der ATX fiel 10,17 Punkte oder 0,39 Prozent auf 2.607,81 Einheiten. Zum Vergleich die wichtigsten Börsenindizes um 17.30 Uhr: Dow Jones/New York +0,21 Prozent, DAX/Frankfurt +1,03 Prozent, FTSE/London +0,65 Prozent und CAC-40/Paris +1,06 Prozent.

Für Bewegung sorgte vor allem die auf Hochtouren laufende Ergebnisberichtssaison. Mit Do & Co, Century Casinos, Flughafen Wien, Telekom Austria, Mayr-Melnhof, Uniqa und der Post legten gleich sieben im prime market notierte Unternehmen Quartalszahlen vor.

Tagesthema war jedoch vor allem die überraschende Gewinnwarnung von Lenzing vom Vorabend. Die Aktie des Faserherstellers büßte in Folge am Donnerstag 7,12 Prozent auf 48,30 Euro ein. Der operative Gewinn (Ebit) wird laut Lenzing heuer nur 75 bis 85 Mio. Euro betragen, statt wie bisher angekündigt 160 Mio.

Gleichzeitig hat Lenzing ein massives Sparprogramm angekündigt um dem starken Preisverfall bei Viskose zu begegnen. "Wir sind ein Opfer unseres eigenen Erfolgs geworden", sagte Lenzing-Chef Peter Untersperger. Man habe zu viel Gewicht angesetzt, das zu Fett wurde, sodass nun keine Diät reiche, sondern eine Radikalkur.

Bereits im Vorfeld hatten Analysten angesichts fallender Faserpreise schwache Zahlen erwartet. "Es war klar, dass das Faserpreisumfeld und die Wettbewerbssituation in Asien und speziell in China nicht einfach sind", sagte Kepler Cheuvreux-Analyst Stephan Trubrich zur APA. Das Ausmaß der Gewinnwarnung war allerdings überraschend, so Trubrich. Der Fokus auf die Kostenoptimierung in den Jahren 2014 und 2015 sei aber sicher ein richtiger Schritt, sagte der Analyst: "Wenn man davon ausgeht, dass das Umfeld schwach bleibt, muss man auf Kostenseite etwas tun".

Die Markterwartungen für Lenzing werden mit der Gewinnwarnung jedenfalls "in realistische Sphären" rücken, so der Analyst. Der erfolgsverwöhnte Konzern könnte jetzt am Boden des Zyklus angekommen sein. 2011 hatte Lenzing im Rahmen seines "Re-IPO" 5,9 Mio. Altaktien der B & C-Holding sowie 825.000 neue Aktien zu je 92 Euro ausgegeben, also in etwa zum doppelten Preis des jetzigen Kursniveaus.

"Im Rekordjahr 2012 waren die Faserpreise extrem hoch, dementsprechend hoch waren die Prognosen der Analysten. Jetzt wird es zu deutlichen Anpassungen bei den Marktschätzungen kommen", glaubt der Experte, "Aber nach jedem Tief gibt es auch wieder ein Hoch", ist Trubrich zuversichtlich. An der Gesamtausrichtung und Strategie des Konzerns habe sich auch nach Gewinnwarnung und Kostensenkungsprogramm nichts geändert.

Negativ wurden auch die von der Telekom Austria gemeldeten Zahlen aufgenommen, die Telekom-Aktie verlor 2,86 Prozent auf 5,95 Euro. Der Nettogewinn des Konzerns brach im dritten Quartal um fast die Hälfte ein, die Analystenschätzungen wurden damit verfehlt,

Noch deutlicher nach unten ging es, bei allerdings deutlich geringeren Umsätzen, mit Century Casinos. Die Aktie schloss 12,06 Prozent tiefer bei 4,01 Euro, nachdem das Unternehmen für das dritte Quartal einen um zehn Prozent gesunkenen Nettogewinn gemeldet hatte. Do & Co verloren nach ihrer Zahlenvorlage um 2,25 Prozent auf 37,00 Euro.

Die anderen gemeldeten Ergebnisse resultierten bei den Aktien in unterschiedlichen Vorzeichen: Post-Titel ermäßigten sich nach ihrer Zahlenvorlage um 0,73 Prozent auf 35,40 Euro. UNIQA gewannen hingegen geringfügig um 0,13 Prozent auf 8,76 Euro. Flughafen Wien gaben leicht um 0,26 Prozent auf 57,70 Euro nach, während Mayr-Melnhof 1,24 Prozent auf 85,95 Euro zulegen konnten. Am Freitag stehen keine Ergebnisveröffentlichungen auf dem Kalender, in der kommenden Woche geht die Berichtssaison dann weiter. (APA, 14.11.2013)