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Aktive und passive Fonds fechten um ihre Stellung im Markt.

Foto: AP/Beha

Es sieht aus wie ein Gezeitenwechsel. Der lange Zeit größte Fonds der Welt, der "Pimco Total Return Fund", ist vergangene Woche vom Thron gestoßen worden, wie Daten von Morningstar zeigen. Nach Abflüssen im laufenden Jahr verwaltet Fondsmanager Bill Gross "nur" noch 248 Milliarden Dollar. Neuer Primus ist ausgerechnet der "Vanguard Total Stock Market Index Fonds", ein passiver Indexfonds, der ohne aktiven Manager auskommt und den US-Aktienmarkt widerspiegeln soll.

Die Wachablöse an der Spitze der Fondswelt ist nicht zufällig. Seit Jahren fließen den passiven Fonds (Indexfonds und ETFs) regelmäßig Milliarden zu. Anleger versuchen immer seltener, den breiten Markt zu schlagen, indem sie einen Fondsmanager gegen eine Gebühr dafür bezahlen, nur die besten Aktien oder Anleihen für ein Portfolio auszusuchen. Gerade in den USA haben Investoren in den vergangenen Jahren mit ihrem Geldbeutel abgestimmt und passiven Produkten den Vorzug gegeben. Laut Daten von Morningstar sind seit 2008 mehr als 420 Milliarden Dollar aus aktiven Aktienfonds in den USA abgezogen worden. In derselben Zeit sind 365 Milliarden Dollar in passiv verwaltete Aktienfonds geflossen.

In Europa sind seit 2008 knapp 108,6 Milliarden Euro aus aktiv verwalteten Aktienfonds abgezogen worden. Das zeigen Daten, die vom Fondsdatendienst Lipper zur Verfügung gestellt wurden. Im selben Zeitraum haben Investoren mehr als 166 Milliarden Euro in passive Aktienfonds investiert. Diese Fonds konnten trotz Finanzkrise Jahr für Jahr Zuflüsse verzeichnen. Ihr Marktanteil am gesamten Vermögenskuchen wächst daher gemächlich, aber beständig, wie die Zahlen von Lipper dokumentieren. Das hat schwerwiegende Folgen, denn mit dem steigenden Marktanteil der einen schwinden die Einnahmen der anderen.

Doch die aktive Fondsbranche wehrt sich und setzt dabei auf drei Elemente: aktives Management, laufende Erträge und Mischfonds.

Aktivität: Die Hoffnung von Hiten Savani, einem Portfoliomanager bei Fidelity in London, ist daher klar: Aktives Management wird sich bald wieder auszahlen. Denn zwischen 2010 und 2012 machten die Finanzmärkte der Fondsbranche das Leben besonders schwer. Am Aktienmarkt etwa bewegten sich verschiedene Papiere so ähnlich wie noch nie. "Die Märkte waren völlig besessen von makroökonomischen Unsicherheiten."

Daher reagierten auch unterschiedliche Unternehmen, von einer italienischen Bank bis zu einem französischen Pharmakonzern ähnlich auf die wirtschaftlichen Nachrichten. Die Fundamentaldaten traten in den Hintergrund und Fondsmanager, etwa bei Fidelity, konnten mit der Analyse von Unternehmensdaten weniger Mehrwert liefern. Doch zuletzt ist dieser Trend etwas zurückgegangen: "Die nächsten zehn Jahre wird es wieder um Mikrothemen gehen. Die Korrelationen zwischen verschiedenen Märkten gehen bereits etwas zurück", ist Thomas Balk, Präsident für Financial Services bei Fidelity Worldwide, überzeugt. Ein Zeichen der Zeit: Immer mehr Fondsgesellschaften weisen den "Active Share" ihrer Portfolios aus. Diese Kennzahl gibt an, wie weit ein Fondsmanager aktive Positionen einnimmt, die nicht etwa im breiten Aktienindex zu finden sind.

Laufende Erträge: Ein Wort, das in kaum einer Verkaufspräsentation einer Fondsgesellschaft aktuell fehlen darf, ist "Income". Dahinter stecken etwa Dividenden bei Aktien oder Kuponzahlungen von Anleihen. Immer häufiger sollen Renditen mit modernen Anlageklassen generiert werden, etwa Schwellenländeranleihen, Immobilienfonds, Bankkreditportfolios oder Vorzugsaktien. Laufende Erträge aus Fonds sollen vergessen lassen, dass Anleihen und andere sichere Sparprodukte kaum mehr Zinsen abwerfen. Income-Fonds bieten oft zwischen vier und fünf Prozent laufender Rendite an. Das soll gerade eine Alternative für Pensionsfonds und Versicherungen sein, die auf die Einnahmen angewiesen sind, um ihre Verpflichtungen zu decken. Für Anleger aber mit Vorsicht zu betrachten: Denn allzu hohe versprochene Ausschüttungen können auch an die Substanz der Fonds gehen.

Multi-Asset Privatanleger haben zuletzt vor allem eines gekauft: Mischfonds, modern auch Multi-Asset genannt. Diese Produkte sind nicht auf eine einzelne Kategorie wie Aktien oder Anleihen beschränkt, sondern investieren breit gestreut über verschiedene Anlageklassen. Solche Multi-Asset-Produkte gibt es mittlerweile für einzelne Regionen wie Europa, die USA oder die Schwellenländer. Sie spiegeln aber vor allem einen Trend wider. Die Fondsgesellschaften entdecken eine Tugend, die sie lange geprägt haben: Risikostreuung nützt. So setzt etwa Fidelity, ein traditionelles Aktienhaus, stärker auf Anleihenprodukte. Umgekehrt hat Pimco, historisch mit einem starken Fokus bei fest verzinsten Strategien, stark auf Aktien gesetzt und sein Team für die Unternehmensbeteiligungen ausgebaut. (Lukas Sustala, DER STANDARD, 14.11.2013)