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Keine Männer erlaubt, das besagt schon der Name.

Foto: APA/Herbert Pfarrhofer

Wien - Es mutet ein wenig seltsam an, wenn es eine Einrichtung zu feiern gilt, deren Notwendigkeit zwar unbestritten, der Anlass dafür aber durchaus beklagenswert ist. Vor 35 Jahren, als das erste Wiener Frauenhaus seine Türen öffnete, war es um die Akzeptanz der neuen Institution noch nicht sehr gut bestellt.

Vier Häuser, 175 Plätze

Zwei Jahre später war klar: Die Plätze reichen nicht, das Haus ist voll. Also wurde 1980 das zweite Wiener Frauenhaus eröffnet. Heute gibt es in Wien vier Einrichtungen mit 175 Plätzen für Frauen und Kinder, die Opfer von häuslicher Gewalt werden. Und das sind nicht wenige: "Noch immer ist in Österreich jede fünfte Frau von Gewalt im sozialen Nahbereich betroffen", bilanzierte Frauenstadträtin Sandra Frauenberger am Donnerstag. 

Im Jahr 2012 suchten 690 Frauen und 663 Kinder Hilfe in den Wiener Frauenhäusern. Die meisten bleiben nur wenige Wochen, in Einzelfällen beträgt die Verweildauer bis zu einem Jahr. Zusätzlich gibt es seit 2001 so genannte Übergangswohnungen für 52 Familien. Diese wurden im Vorjahr von 104 Frauen mit 115 Kindern bewohnt. Insgesamt fanden in den 35 Jahren seit Bestehen hochgerechnet 14.000 Frauen und 13.500 Kinder Schutz in den vier Wiener Frauenhäusern.

Die Vorsitzende des Vereins Wiener Frauenhäuser, Martina Ludwig-Faymann, beschrieb anlässlich des Jubiläums etablierte und neue Schwerpunkte bei der inhaltlichen Arbeit in den Frauenhäusern. So seien etwa "Kinder und Jugendliche in den letzten Jahren sehr ins Zentrum unserer Arbeit gerückt. Da viele von ihnen selbst Gewalt erlebten oder als ZeugInnen miterleben mussten, benötigen sie unsere ganze Aufmerksamkeit", weiß die rote Gemeinderätin.

Viele Arten von psychischer Gewalt

Aktuell wird dem Thema "psychische Gewalt" besondere Beachtung geschenkt. Andrea Brem, Geschäftsführerin der Wiener Frauenhäuser, definiert diese als ein "zielgerichtetes, über einen längeren Zeitraum andauerndes, seelisches Quälen". Die Absicht sei dabei die Zerstörung der anderen Persönlichkeit.

Basierend auf Gesprächen mit 55 Frauenhausbewohnerinnen will man anhand ihrer Erlebnisse die verschiedenen Ausprägungen von psychischer Gewalt benennen. Dieser, von der Karmasin Motivforschung durchgeführten, Studie zufolge gibt es fünf Dimensionen psychischer Gewalt: Kontaktverweigerung (Isolation, Ignorieren), Unsicherheit erzeugen (Angst machen, bedrohen), Erniedrigung (Demütigung, Quälen), Verlust der Selbstbestimmtheit (Manipulation, Kontrolle) und Attackierung (Beschimpfungen).

84 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen der Kontakt mit anderen versagt würde, 70 Prozent wurden beim Umgang mit ihren Finanzen kontrolliert. Ein besonders beliebtes Mittel um psychische Gewalt auszuleben, scheinen Drohungen zu sein: 94 Prozent der Frauen waren von Bedrohungen allgemeiner Art betroffen, 74 Prozent der Frauen wurde mit dem Umbringen gedroht. Bei 68 Prozent der Frauen wurde das Wegnehmen der Kinder als Bedrohungsszenario kreiert, 38 Prozent wurden mit einer Waffe bedroht.

Häufig kommt es auch zu Machtdemonstrationen: Etwa indem Entscheidungen vom gewaltausübenden Partner alleine getroffen werden (bei 82 Prozent der Frauen), oder die Frauen fallweise aus der Wohnung ausgesperrt werden (bei 71 Prozent). 64 Prozent gaben an, keine Hobbys ausüben zu dürfen, 26 Prozent wurden in ihrem Alltag behindert. Das kann heißen: Sie wurden im Schlaf gestört, am Arbeitsplatz oder durften nicht genug Nahrung zu sich nehmen. (riss, dieStandard.at, 14.11.2013)