Innsbruck/Wien - Am Anfang war ein Unfall, dann die Heilung und eine Idee, die mittlerweile fast zu einer Mission geworden ist: Menschen mittels Zufuhr von Wärmeenergie fit zu machen. Alois Schwarzenberger, Tiroler, Bergsteiger und Skifahrer, hatte sich bei einem Sturz einen doppelten Wirbelbruch zugezogen. Den konnte er mit einer klassischen Infrarotlampe ausheilen.
"Schwarzenberger hat gemerkt, wie gut Wärme, wie gut Infrarot ist. In einer Garage in Lanz hat er angefangen, das Ganze in ein Kabinensystem zu packen. Das war vor 19 Jahren", sagt Josef Gunsch, Alleingeschäftsführer der Physiotherm GmbH und Wacker-Innsbruck-Präsident, im Gespräch mit dem Standard. "Jetzt sind wir Marktführer in Europa - wertmäßig."
Gunsch selbst ist vor 15 Jahren eingestiegen, hält ein Drittel am Unternehmen (Mehrheitseigentümer ist Schwarzenberger) und bedauert, dass kein starker Konkurrent die Marktbearbeitung mitträgt. "Es gibt im Premiumsegment keinen vergleichbaren Anbieter", sagt Gunsch. "Wir haben den Markt selbst geschaffen, Schritt für Schritt." Anfangs habe Physiotherm 100 bis 150 Infrarotkabinen pro Jahr verkauft, bei einem Gesamtmarkt von etwa 1000 Stück in Europa. Jetzt werden europaweit pro Jahr rund 25.000 Infrarotkabinen verkauft; etwa 7000 Stück kommen aus Thaur bei Innsbruck, wo Physiotherm inzwischen fertigt. "Es sind hauptsächlich Österreich, Deutschland und die Beneluxländer, wo Gesundheit und Wellness ein Thema und die Voraussetzungen gut sind, Infrarotkabinen zu verkaufen", sagt Gunsch. In Österreich stehe inzwischen bereits in 200.000 Haushalten eine Infrarotkabine.
Neben dem Standort Thaur, wo auch Forschung und Entwicklung konzentriert sind, hat Physiotherm in Sachsen ein eigenes Werk. Dort werden die Holzteile für die Kabinen hergestellt. 90 Prozent der 2000 bis 18.000 Euro teuren Kabinen geht an Private, zehn Prozent an Hotels. Gunsch: "Bevor die Kunden zu uns kommen, haben sie meist gute Erfahrung in einem Hotel gemacht und wollen dann sowas auch privat haben."
Im Geschäftsjahr 2012/13 (per Ende September) hat Physiotherm mit etwas mehr als 200 Mitarbeitern 27,5 Millionen Euro umgesetzt. Nächstes Jahr wird es deutlich mehr sein. Erst kürzlich hat sich Physiotherm den Kärntner Duschkabinenerzeuger Neher einverleibt. Der allein hat zuletzt 4,5 Millionen Euro umgesetzt. (Günther Strobl, DER STANDARD, 15.11.2013)