Das Panono-Team: CEO Björn Bollensdorff, CTO Qian Qin und Präsident und Erfinder Jonas Pfeil (von links).

Foto: Panono

Der Panono nimmt 72-Megapixel-Panoramen mit 36 integrierten Kameras auf.

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Mit bereits über 420.000 US-Dollar innerhalb von drei Wochen ist die Crowdfunding-Kampagne von Panono erfolgreich auf Kurs. Das Unternehmen rund um den Berliner TU-Studenten Jonas Pfeil will einen Kameraball auf den Markt bringen, der im Wurf 360-Grad-Panoramen aufnimmt. Dem WebStandard erklärte Pfeil im E-Mail-Interview wie er auf die Idee des Kameraballs gekommen ist und wieso knapp 500 Euro dafür kein zu hoher Preis in seinen Augen sind.

Standard: Wie sind Sie auf die Idee mit dem Panorama-Ball gekommen?

Jonas Pfeil: Ich war 2009 während meines Auslandsstudiums in Neuseeland auf der Insel Tonga im Urlaub. Dort habe ich Panoramen mit meiner normalen Kamera aufgenommen, also durch die Aufnahme vieler Einzelbilder und das spätere Zusammenrechnen mit spezieller Software. Das ist nicht nur sehr zeitaufwändig, es lassen sich auch keine bewegten Motive, also z.B. andere Menschen abbilden. Bei einer Wanderung auf einem Berg auf Tonga ist mir dann die Idee gekommen, eine Kamera hoch in die Luft zu werfen, die ja dann freie Sicht in alle Richtungen hat und im Flug ein Panorama schießen kann.

Standard: Ist die Panono eher als Spielzeug gedacht oder können Sie sich professionelle Einsatzzwecke vorstellen?

Pfeil: Zunächst ist die Panono eine klassische Consumer-Kamera. Sie kann also genau wie normale Kameras z.B. im Urlaub eingesetzt werden, um unsere Erinnerungen festzuhalten. Hier funktioniert sie sogar viel besser als eine normale Kamera, da wir uns in den Bildern umschauen können, als wären wir wieder am Ort der Aufnahme. Zusätzlich wurden wir aber auch bereits von sehr vielen professionellen Anwendern kontaktiert, die die Kamera z.B. für die Dokumentation von Baustellen oder im Katastrophenschutz einsetzten wollen.

Standard: Der Kameraball ist nicht gerade billig: Planen Sie den Preis später zu senken?

Pfeil: Die Kamera hat eine Auflösung von 72 Megapixeln und deckt mit einem hohen Detailgrad unsere gesamte Umgebung ab. Der spätere Verkaufspreis von ca. 550 Euro liegt in der gleichen Region wie preiswerte Einsteiger-Spiegelreflexkameras. Aktuell kann man die Kamera sogar auf Indiegogo zum vergünstigten Einführungspreis von umgerechnet etwa 440 Euro vorbestellen.

Standard: Wie stabil ist der Ball? Was passiert, wenn er z.B. aus mehreren Metern Höhe auf einen harten Boden fällt?

Pfeil: Stabilität war für die Entwicklung oberste Priorität, da es sich ja um eine Wurfkamera handelt. Die Panono wird einen solchen Sturz aushalten.

Standard: Das Projekt hat schon zu Beginn auch in den USA viel Aufmerksamkeit erhalten: Sind Sie selbst an diverse Blogs herangetreten oder war das ein Selbstläufer?

Pfeil: Über das Projekt wurde ja schon 2011 viel berichtet, damals war es das Ergebnis meiner Diplomarbeit und ich hatte eigentlich nur einer Hand voll Blogs das Video zur Panoramawurfkamera geschickt. Seit damals haben uns die Leute immer wieder gefragt, wann es die Kamera endlich zu kaufen gibt. Das auch jetzt das Interesse so hoch ist, freut uns natürlich sehr!

Standard: Über Indiegogo sind bereits am zweiten Tag über 100.000 Dollar zusammengekommen.

Pfeil: Wir haben natürlich gehofft, dass viele der Leute, die auf die Kamera gewartet haben, uns jetzt unterstützen würden. Ein bisschen aufgeregt ist man natürlich trotzdem vor so einem wichtigen Schritt. Dass wir jetzt schon am ersten Tag die 100.000er Marke geknackt haben ist großartig!

Standard: Planen Sie weitere Produkte?

Pfeil: Ja, definitiv. Zunächst konzentrieren wir uns aber voll und ganz auf die weitere Entwicklung, Produktion und den Support der Panono.

Standard: Wollen Sie die Panono selbst weiterentwickeln oder würden Sie auch verkaufen?

Pfeil: Mit der Crowdfunding-Kampagne geben wir ja das Versprechen ab die Kamera fertig zu entwickeln, zu produzieren und funktionstüchtig auszuliefern. Dass dieses Versprechen auch eingelöst wird, wollen wir persönlich sicher stellen. Wir arbeiten aber natürlich auch mit externen Experten zusammen, die im Bereich der Massenproduktion von Elektronik-Artikeln jahrelange Erfahrung haben, um das Risiko so gering wie möglich zu halten.

Standard: Haben Sie Tipps für andere Erfinder und Entwickler?

Pfeil: Auch wenn man es sich am Anfang nicht vorstellen kann: Ein Plan kann tatsächlich aufgehen, auch wenn er jahrelang nur auf dem Papier existiert hat und lange Vorbereitung erfordert. (Birgit Riegler, derStandard.at, 2.12.2013)