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Hirn-Doping vor Prüfungen wird auch in Europas Universitäten immer mehr zum Thema.

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Neuro-Enhancement bei Studierenden

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Zürich - Jeder siebte Schweizer Studierende hat bereits einmal versucht, seine Leistung mit verschreibungspflichtigen Medikamenten oder Drogen zu verbessern. Neben Psychostimulanzien wie Ritalin konsumieren Studierende auch sedierende Medikamente, Alkohol oder Cannabis. Diese Substanzen werden meist nur während der Prüfungsvorbereitung eingenommen. Nur bei einer knappen Mehrheit der Befragten trat die gewünschte Wirkung ein, wie eine repräsentative Studie von Schweizer Forschern zeigt.

"Soft Enhancer" beliebt

Sie befragten dazu 6.725 Studierende an den Universitäten Zürich und Basel sowie an der ETH Zürich im durchschnittlichen Alter von 23 Jahren. Knapp 94 Prozent der befragten Studierenden haben bereits von Neuro-Enhancement gehört. 13,8 Prozent dieser Studierenden haben mindestens einmal versucht, mit verschreibungspflichtigen Medikamenten, legalen oder illegalen Drogen ihre Gehirnleistung im Studium zu verbessern. Zu diesem Zweck wurde am häufigsten Alkohol verwendet (5,6%), gefolgt von Methylphenidat wie Ritalin (4,1%), Beruhigungs- und Schlafmitteln (2,7%), Cannabis (2,5%), Beta-Blockern (1,2%), Amphetaminen (0,4%) und Kokain (0,2%).

Die befragten Studenten benutzten diese Substanzen vorwiegend während der Prüfungsvorbereitung. Nur selten konsumierten sie stimulierende Substanzen in der Prüfungssituation oder bei allgemeinem Stress im Studium. Tägliches Hirndoping kam selten vor (1,8%). Die Mehrheit der Befragten konsumierten jedoch "Soft-Enhancer" wie koffeinhaltige Produkte, rezeptfrei erhältliche Vitaminpräparate oder pflanzliche Beruhigungsmittel vor der letzten großen Prüfung – rund ein Drittel taten dies sogar täglich.

Die Zahl an Hirndopern unter Schweizer Studenten lässt sich mit früheren Studien an anderen europäischen Universitäten vergleichen. "Die vermeintliche Häufigkeit von Neuro-Enhancement an Schweizer Universitäten ist zu relativieren, da wir nach psychoaktiven und beruhigungsfördernden Substanzen gefragt haben", sagt Michael Schaub, Studienleiter und Leiter des Schweizer Instituts für Sucht- und Gesundheitsforschung.

Unterschiede je nach Studienrichtung

Grundsätzlich haben fortgeschrittene Studierende, die neben dem Studium noch erwerbstätig sind und über eine höhere Belastung berichten, häufiger leistungssteigernde Substanzen konsumiert. Je nach Studienrichtung zeigen sich gewisse Unterschiede: In der Schweiz haben Studierende der Fächer Architektur (19,6%), Journalismus (18,2%), Chemie (17,6%), Wirtschaft (17,1%) Medizin (16,2%) oder Pharmazie (16,1%) mehr Erfahrung mit Neuro-Enhancement als beispielsweise angehende Mathematiker (8,6%) oder Sportstudierende (7%).

Laut der Befragung ist die beabsichtigte Wirkung nur bei einer knappen Mehrheit der Studierenden eingetreten, weshalb auch nur rund die Hälfte diese Substanzen zur Verbesserung der Gehirnleistung wieder einnehmen würde. "Die Entwicklung von Neuro-Enhancement an den Universitäten gilt es weiter zu beobachten, da es sich bei den Studierenden um eine Risikogruppe handelt. Interventionsbedarf besteht zum jetzigen Zeitpunkt nicht", sagt Schaub. (red, derStandard.at, 14.11.2013)