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Der Wert von Arbeit. Manager in den USA verdienen weit mehr als ihre europäischen Pendants.

Foto: AP/Probst

Over the ocean: Beim Zurechtrücken und Verteidigen der Managergagen kann Österreich aufs weit Entfernte verweisen, zumindest weiter über die Landesgrenzen. Via einige Börsenausreißer belegt nämlich das Wirtschaftsforum der Führungskräfte (WdF), dass die durchschnittliche heimische Vorstands- und Geschäftsführergage bei rund 200.000 Euro (ziemlich stagnierend) liegt. Anders die US-Hitliste: Für ein halbes Jahr an der Yahoo-Spitze kassierte Marissa Mayer 36,6 Mio. Dollar. Oracle-Boss Larry Ellison erhielt 2011 rund 96 Mio. Dollar, Michael Jeffries (Abercrombie & Fitch) 48 Millionen. Google-Finanzvorstand Patrick Pichette schaffte fast 39 Mio. Dollar. Da nehmen sich selbst die knapp fünf Mio. Euro Gage, die rund um den Abgang von Raiffeisen-International-Boss Herbert Stepic diskutiert wurden, verhältnismäßig klein aus.

Konzernlenkervergütung in Europa

Auch beim Blick auf Europas größte Börsenfirmen (Euro Stoxx 50 und Stoxx Europe 50) kommt Relation ins kleine Österreich: Fast 13 Mio. Euro Direktvergütung 2012 machen VW-Chef Martin Winterkorn zum Listenführer, gefolgt von BP-Chef Robert Dudley (zwölf Mio. Euro) und Carlos Brito, dem Spitzenmann von Anheuser-Busch, mit knapp unter zwölf Millionen. Als durchschnittliche Konzernlenkervergütung in Europa weisen die Berater von Hostettler Kramarsch & Partner 5,7 Mio. Euro aus. Pharma und Konsumgüter liegen deutlich darüber, was auch die Schweizer (Roche, Novartis, Nestlé) auf oberste Listenplätze hebt. Dort verdienen auch die Aufsichtsratschefs zwischen 5,5 und 10,3 Mio. Euro.

Laut Beratungsunternehmen Equilar sind 2012 die Gesamtvergütungen der Spitzenbanker in Europa und den USA um zehn Prozent gefallen. Ein tiefer Fall ist es nicht: John Stump von Wells Fargo erhielt 19,3 Mio. Dollar, Stuart Gulliver von HSBC und Brady Dougan und Jamie Dimon (JPMorgan Chase) liegen knapp dahinter. Miese Geschäfte oder Milliardenverluste führen also offenbar nicht zu schwerer Gagenstrafe: Nicht einmal 20 Prozent Minus muss der JPMorgan-Chase-Boss verkraf-ten.

Wo bleibt der Ausgleich?

Dass Bankenkrise und die Regulatorien von Basel III (Bonuslimit von einem Grundgehalt, in Ausnahmen zwei) die Bankerboni quasi gekillt hätten, wird vorgerechnet. Gleichzeitig, so fand die Personalberatung Towers Watson schon kurz nach dem nämlichen Beschluss in der EU (April 2013), dass mehr als die Hälfte der Banken die Grundgehälter anheben würden, höhere Pensionsleistungen und bessere Pakete der indirekten Vergütung in der Lade hätten. Und: Ein riesiger Teil der Geldwirtschaft, die Fondsindustrie mit ihren europaweit rund 6300 Milliarden Euro, ist ohne jede Auflage davon gekommen. Aber, so die Erklärung: Alles war ja auch nicht als Bestrafung oder Kürzung gedacht - es ging ja nur um eine Bremse für den Risikoappetit.

Wer nun über die Folgen des privatisierten Gewinnes und der von der Allgemeinheit zu tragenden Verluste sinniert, über die sozialen Folgen des Auseinanderklaffens, über die rund 200.000 Österreicher, die trotz Jobs arm sind, wer schwach wird beim Gedanken, dass nicht einmal minimaler Ausgleich wie eine Finanztransaktionssteuer möglich gemacht werden kann, dafür schlechte Politik, Lobbying und miese Corporate Governance inklusive lahmer Aufsichtsboards verantwortlich machen möchte, den belehren die renommierten Ökonomen Steven Kaplan und Joshua Rauh (It's the Market: The Broad-Based Rise in the Return to Top Talent, 2013): Ob Manager, Sportler, Anwälte - die Spitze verdient mehr als früher, weil Talente auf größere Märkte treffen. Schließlich werde die Forbes-Liste der Superreichen auch von Gründern dominiert (nicht von Erben). Beispiel Sport: Das Salär der 25 Topathleten in Baseball, Basketball und Football ist seit 1993 um das 2,5- bis 5,8-Fache gestiegen (2011: rund 15 Mio. Dollar). Der Markt sei größer und begehre also heftiger. Das inkludiert offenbar auch notwendigerweise Steuerprivilegien.

Gewinner in Österreich

Mit diesem Stichwort zurück nach Österreich in die breitere Normalität ohne Steuerprivilegien und allzu viel Kopfzerbrechen, wie die Millionen am besten anzulegen seien: Für den Gewinn hat zuletzt wieder Gehaltsexperte Bruno Gangel (C2x.at) einen Blick auf Bewegungen und Trends bezüglich Verdienstchancen durchschnittlicher Erfolgstypen geworfen. Projektmanagement, IT, Finanz- und Rechnungswesen laufen hier unter "Gewinner", also tendenziell stärker steigende Einkommen. Marketing und Human Resources finden sich auf der Gegenseite.

Konkret, so Gangel: Wer in Vertrieb und Marketing im oberen Management etwa 87.800 Bruttojahresgage erhält, dürfe sich als recht schwach bezahlt sehen, mit 142.300 als durchschnittlich. Spezialisten in diesen Bereichen sollten sich mit 91.300 stark bezahlt vorkommen. Personalchefs mit über 190.000 Euro sind sehr stark entlohnt, solche mit rund 88.000 sehr schwach. IT-Mitarbeiter sind mit 50.700 gut bedient, deren IT-Leiter mit etwa 146.000.

Bedingte Aussagekraft von Gehaltstabellen

So weit gern gekaufte Gehaltstabellen. Aber: Ohne Ein- und Abrechnung von Unternehmensgrößen, deren wirtschaftlicher Situation, den jeweiligen Berufsbiografien, dem Geschlecht und auch dem Verhandlungsgeschick sagen sie nur sehr bedingt etwas aus. Das gilt auch für den hochgelobten und von über einer Million mittlerweile frequentierten Gehaltsrechner der Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek, bei dessen Abweichungen Branchenkenner aus der Beraterszene die Augen verdrehen: "Bitte nur für eine grundsätzliche Einordnung verwenden."

Viel mehr Licht wird auf die Einkommen in Österreich und ihr Gefüge wohl in nächster Zeit nicht fallen. Das Einkommenstransparenzgesetz gilt zwar und wird von 90 Prozent der verpflichteten Firmen befolgt, allerdings in "unterschiedlicher Qualität", wie das Frauenministerium nobel formuliert - und zur Veröffentlichung sind die Daten ja per Strafandrohung nicht gedacht. Nur zur Bewusstseinsschärfung, dass Frauen schlechter entlohnt werden. (Karin Bauer, Karrieren Standards, 25.12.2013)