Vor dem Belgrader Sondergericht für das organisierte Verbrechen begann am Donnerstag der Prozess gegen Miroslav Miskovic, den "reichsten Serben" und "Tycoon der Tycoone". Dem Eigentümer der Delta Holding, seinem Sohn Marko und neun anderen Angeklagten werden Amtsmissbrauch, Steuerhinterziehung und Malversation im Geschäft mit Straßenbauunternehmen zwischen 2005 und 2010 vorgeworfen. Die gesetzliche Höchststrafe für die Delikte beträgt zehn Jahre Haft.

Miskovic galt fast zwei Jahrzehnte lang als völlig unantastbar. Er finanzierte politische Parteien und soll auch Regierungsbildungen beeinflusst haben. Als er im Dezember 2012 verhaftet wurde, unterstrich das die Regierung Serbiens als Beweis, dass man im Kampf gegen Korruption und organisiertes Verbrechen keine Kompromisse machen würde. Kritiker sagen, dass die Anklageschrift nun weit geringere Ambitionen zeige.

Die Bürger Serbiens bräuchten keine Angst zu haben, sagte der starke Mann der Regierung, Vizepremier Aleksandar Vucic. "Trotz all ihrer Macht und ihres ganzen Geldes" könnten Tycoone "wie Miskovic und Ðilas Serbien nicht besiegen". Er meinte damit auch den vor einem Monat abgelösten Belgrader Bürgermeister Dragan Ðilas, Chef der oppositionellen Demokratischen Partei (DS).

Miskovic verbrachte sieben Monate in Untersuchungshaft. Ende Juli wurde er gegen eine Rekordkaution von umgerechnet zwölf Millionen Euro freigelassen. Sein Vermögen wird auf rund 1,5 Milliarden geschätzt. Es wird mit einem langen Prozess gerechnet. Auf Ersuchen Miskovics werden sieben Staranwälte aus den USA, Großbritannien und Deutschland das Verfahren beobachten. (Andrej Ivanji aus Belgrad, DER STANDARD, 15.11.2013)