Budapest - Kanada hat den Asylantrag des ungarischen Schriftstellers Akos Kertesz (81) genehmigt. Das berichtet die Ungarische Nachrichtenagentur MTI am Freitag unter Berufung auf das ungarisch-amerikanische Web-Portal "Amerikai Nepszava". Der jüdische Schriftsteller und Dramaturg hatte im Februar 2012 mit seiner Ehefrau Ungarn wegen der gegen ihn geführten Hetzkampagne verlassen und war nach Montreal gezogen.

"Mit großer Freude teile ich all meinen Freunden und Lesern mit, dass Kanada mich auf der Grundlage der Genfer Konvention von 1951 unter seinen Schutz gestellt hat und mich gemeinsam mit meiner Ehefrau aufnahm", schrieb Kertesz in "Amerikai Nepszava". Er brachte zugleich Kanada gegenüber seinen "tiefen Dank" zum Ausdruck, da es "ihm, einem Fremden, Sicherheit gewährt". Kertesz habe die "schmerzliche Entscheidung", das Land zu verlassen, "nicht gegen das Ungartum getroffen", mit dem er eine Schicksalsgemeinschaft eingegangen sei. Zu dieser Entscheidung habe ihn die gegenwärtige politische Macht und deren Bestreben gezwungen, "die kaum geborene Demokratie des Landes zu vernichten", schrieb Kertesz.

Kertesz hatte 2012 in Kanada um Asyl angesucht und begründete das mit der politischen, antisemitischen Hetzkampagne, die nicht nur in den Medien, sondern auch auf Regierungs- und Parlamentsebene gegen ihn geführt worden sei. Kertesz hatte sich 2011 mit der in Ungarn regierenden Rechten angelegt, als er in einem Offenen Brief in "Amerikai Nepszava" seinen Landsleuten unter anderem "genetisches Untertanentum" und "Lernunfähigkeit" vorwarf. Dieser Behauptung folgte eine massive Hetzkampagne gegen Kertesz, die selbst in tätlichen Angriffen mündete. Die von der rechtskonservativen Fidesz-MPSZ-Partei geführte Stadt Budapest erkannte dem Schriftsteller die Ehrenbürgerschaft wegen "antiungarischen Verhaltens" ab. Auch Vertreter der Linken bezeichneten die Kertesz-Äußerungen als überzogen, erklärten diese jedoch mit der Verbitterung des Holocaust-Überlebenden über die Zustände in Ungarn. (APA, 15.11.2013)