Wien - Guter Wille stehe oft einer erfolgreichen Integration von Zuwanderern im Weg; jene weitläufig angelegten Siedlungen am Rand großer Städte, in die Migranten häufig ziehen, seien "fast perfekt für das Scheitern von Integration". So lautete eine These des kanadischen Journalisten und Migrationsexperten Doug Sanders am Donnerstagabend bei einem Vortrag in Wien, zu dem die Diplomatische Akademie, die kanadische Botschaft und DER STANDARD geladen hatten. Helfen könnten stattdessen die oft als unschön empfundenen Stadtteile mit dichter Besiedlung, in denen Migranten weniger isoliert seien.

Kanada als Vorzeigebeispiel

Seine Heimatstadt Toronto sieht Saunders als Beispiel für gelungene Integration. Allerdings: "Ich sage den Behörden dort: Ihr hattet Glück - jetzt müsst ihr etwas tun." Früher seien Immigranten in innerstädtische Gegenden gezogen. Nun aber siedelten sie sich zunehmend in der Vorstadt an.

Eine simple Lösung habe zum Beispiel São Paulo in Brasilien gefunden: "Sie haben es von der Stadt mit den gefährlichsten Slums zu einer mit großer sozialer Mobilität gebracht - im Wesentlichen, indem sie Buslinien gebaut haben." Ein Vorbild sei auch Hamburg: Dort hätten die Behörden begonnen, "statt Polizei Wirtschaftsberater in Immigrantenviertel zu schicken". Das erleichtere ökonomische Integration, der die gesellschaftliche meist folge. (mesc, DER STANDARD, 16./17.11.2013)