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Eine Überlebende steht vor ihrem zerstörten Haus auf Bantayan. Die Insel liegt nordwestlich der Insel Cebu.

Foto: REUTERS/Erik De Castro

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Die Insel Leyte war besonders betroffen.

Foto: REUTERS/John Javellana

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Zwei Mädchen stehen in den Trümmern von Tacloban.

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Tacloban - Die Vielzahl an Obdachlosen nach dem Taifun "Haiyan" stellt die philippinischen Behörden vor enorme Herausforderungen. Hunderttausende Menschen campieren nach der Katastrophe nach wie vor im Freien - ohne Dach überm Kopf, ohne Wasser, ohne sanitäre Anlagen. Die Behörde für Katastrophenschutz schätzt die Zahl der Vertriebenen, deren Häuser zerstört oder beschädigt wurden, auf über drei Millionen.

367.000 Personen seien in Notunterkünften untergekommen, hieß es am Samstag. Außerhalb der stark betroffenen Stadt Tacloban soll schnellstmöglich mit dem Bau einer Siedlung für Zehntausende Überlebende begonnen werden, sagte Eduardo Del Rosario, Chef der Behörde für Katastrophenschutz. Das Areal ist acht Hektar groß - das entspricht etwa der Größe von zehn Fußballfeldern. Schon morgen, Sonntag, sollte mit dem Planieren begonnen werden, hieß es.

Flucht aus Tacloban

Für viele Philippiner wird das Warten auf Hilfe und das Hausen in fast unmenschlichen Umständen immer unerträglicher. Tausende wollen das Katastrophengebiet verlassen. Am Flughafen von Tacloban standen viele, um einen Platz in einem der Flieger raus aus der zerstörten Stadt zu ergattern. Auch am Hafen ist der Andrang groß.

"Es ist einfach zu schwierig, hier zu bleiben", sagte Ludonila Martinez (51), die mit ihrer 75 Jahre alten Mutter ein Ticket auf die Nachbarinsel Cebu hatte. "Keine Ahnung, wo wir dort bleiben und wie lange. Wir kommen zurück, wenn sich die Lage normalisiert", sagte sie.

Stundenlanges Warten auf Essen und Trinken

Nach wie vor müssen die Menschen teils Stunden an den Ausgabestellen für Essen und Trinkwasser warten. Sieben Krankenhäuser sind wieder einsatzfähig, aber ohne Strom und ausreichende Wasserzufuhr ist an regulären Betrieb nicht zu denken.

Bei der großen Zahl von Bedürftigen bleibt die Verteilung der Hilfsgüter eine schwierige Herausforderung. Das Militär versprach am Samstag, 52 weitere Lastwagen zum Transport von Hilfsgütern in das Katastrophengebiet zu schicken. 12.000 Soldaten sind dort bereits im Einsatz. Sie helfen bei der Verteilung der Essensrationen und beim Räumen der Straßen, auf denen tonnenweise Sperrholz, umgekippte Autos, abgeknickte Strommasten und Bäume liegen.

Genaue Opferzahlen noch immer unbekannt

Die Katastrophenschutzbehörde gab die offizielle Zahl der Toten am Samstagabend mit 3.637 an. 1.186 wurden vermisst gemeldet.

Berlin und London stocken Hilfe auf

Die EU erhöhte unterdessen ihre Hilfsleistung um weitere sieben Millionen auf insgesamt 20 Millionen Euro. Die staatlichen Spenden aus dem Ausland beliefen sich nach Angaben der Regierung auf gut 110 Millionen Euro. Deutschland stocke seine Hilfen um zwei Millionen auf insgesamt 6,5 Millionen Euro auf, teilte das Auswärtige Amt mit. Noch wesentlich mehr stellt Großbritannien bereit: Wie Premierminister David Cameron ankündigte, werde seine Regierung die Zahlungen an UN-Organisationen und das Rote Kreuz auf umgerechnet fast 60 Millionen Euro erhöhen.

"Wir sind sehr, sehr besorgt um Millionen von Kindern", meldete sich der Sprecher des UN-Kinderhilfswerks (Unicef), Marixie Mercado, in Genf zu Wort.

Menschen sind hungrig, durstig und erschöpft

Der philippinische Präsident Benigno Aquino wollte am Samstag die Katastrophengebiete besuchen. Er hatte wegen der verzögerten Hilfslieferungen und verwirrender Angaben zu Opferzahlen scharfe Kritik auf sich gezogen. Sozialministerin Corazon Soliman räumte in einem Radio-Interview ein, dass die nationalen Hilfsmaßnahmen zu langsam angelaufen seien: "Wir werden unseren Einsatz, Hilfsgüter zu verteilen, verdoppeln, weil wir Beschwerden gehört haben, dass noch viele Menschen auf Hilfe warten."

Helfer berichteten, viele verzweifelte Menschen aus abgelegenen Gebieten kämen in die Hafenstadt Ormoc, um den Folgen der Katastrophe zu entkommen: "Ormoc ist voller Menschen, die seit Tagen nicht gegessen haben. Sie sind hungrig, durstig und erschöpft. Sie wollen hier raus."

Die Vereinten Nationen (UN) äußerten sich verhalten. "Die Reaktion der internationalen Gemeinschaft war nicht überwältigend - gemessen am Ausmaß der Katastrophe, aber bisher war sie sehr großzügig", sagte UN-Vertreter Jens Laerke in Genf. Die USA stellen einen Flugzeugträger, mehr als 80 Flugzeuge für den Transport von Hilfsgütern und Tausende Helfer zur Verfügung. (APA, 16.11.2013)