Bild nicht mehr verfügbar.

Didier Bellens muss sich nach einem neuen Job umsehen.

Foto: EPA/Warnand

Brüssel - Der Chef von Belgiens mehrheitlich staatlicher Telefongesellschaft Belgacom, Didier Bellens, ist nach Kritik an der Regierung entlassen worden. Das teilte Regierungschef Elio Di Rupo laut der Nachrichtenagentur Belga mit. Belgien ist mit 53,5 Prozent an dem Konzern beteiligt und daher sehr einflussreich.

Bellens würden "schwere Pflichtversäumnisse" vorgeworfen, sagte Di Rupo auf einer Pressekonferenz. Er werde daher auch keine Abfertigung erhalten. Laut Presseberichten hatte Bellens einen "goldenen Fallschirm" zwischen 800.000 und zwei Millionen Euro verlangt.

Bellens hatte für Aufsehen gesorgt, als er sich vor Geschäftsleuten in Brüssel abfällig über führende Politiker und seinen Mehrheitsaktionär, den belgischen Staat, geäußert hatte. Der Staat sei "der schlechteste Aktionär, den ich jemals kennengelernt habe", sagte er in der vergangenen Woche. Premier Di Rupo interessiere sich überhaupt nicht für das Unternehmen mit 16.000 Mitarbeitern - außer um gegen Ende des Jahres eine Dividende einzufordern, "wie ein Kind, das vom Heiligen Nikolaus Geschenke erwartet".

Schon länger unter Beschuss

Schon vor diesem Tritt ins Fettnäpfchen stand Bellens unter Beschuss. Er musste sich einer Untersuchung wegen eines vermuteten Interessenskonflikts stellen. Der Bericht entlastete ihn allerdings am Ende.

Nicht nur dadurch, auch durch Kündigungen oder Beförderungen in der Führungsetage habe Bellens dem Unternehmen Schaden zugefügt, sagte Di Rupo. Er hatte sein Kabinett extra zu einer Sondersitzung nach Börsenschluss einberufen, um über das Schicksal des seit 2003 amtierenden Belgacom-Chefs mit einem Netto-Jahresgehalt von 2,4 Millionen Euro zu entscheiden. Bellens Mandat war 2009 um sechs Jahre verlängert worden, er sollte eigentlich bis 2015 im Amt bleiben.

Bellens war vor seinem Belgacom-Tätigkeit Chef der RTL Group. Nach seinem überraschenden Rücktritt 2003 war ihm dort Ex-ORF-Generalintendant Gerhard Zeiler nachgefolgt. (APA, 17.11.20139